In Schloss Mickhausen wurden vier Szenen für den zweiten Teil des Fernsehfilms "Die Hebamme", mit Hauptdarstellerin Josefine Preuß gedreht.
Klappe, die erste! Die Kamera läuft, und Hebamme Gesa alias Josefine Preuß sitzt müde am Tisch in einer Wiener Herberge. Sie ist gerade mit ihrer an Schwindsucht erkrankten Cousine Luise (Genija Rykova), ihrer Freundin Lotte (Alicia von Rittberg) und Fuhrmann Pauli (Johannes Nussbaum) nach langer Fahrt in der Stadt angekommen. Dort will sie ihren Traum verwirklichen, Medizin zu studieren, was im 18. Jahrhundert für Frauen im Grunde unmöglich war.
Mucksmäuschenstill durfte der Journalist ausnahmsweise den Dreh zu der nur knapp zwei Minuten langen Szene für die Fortsetzung des Erfolgsfilms „Die Hebamme“ mitverfolgen. Wie das blutige Historiendrama endet, soll an dieser Stelle aber noch nicht verraten werden.
Hebamme Gesa will im 18. Jahrhundert Medizin studieren
Gedreht wurde vergangene Woche. Allerdings nicht in Österreichs Hauptstadt, sondern im Schloss Mickhausen südwestlich von Augsburg. Es lieferte wichtige Kulissen für den Sat.1-TV-Film, der Schauspielerin Josefine Preuß 2014 den Bambi als beste Schauspielerin einbrachte. Sendetermin ist im ersten Quartal des nächsten Jahres, wie Produzent Jan Ehlert im Gespräch mit unserer Zeitung verriet.
Fünf Drehtage brachte die Filmcrew in den Stauden zu. Dabei entstanden Innenaufnahmen von vier verschiedenen Szenen, die im 115 Minuten langen Film etwa ein Sechstel ausmachen werden. Von der hügeligen Landschaft und der hübschen Außenkulisse des in den Jahren 1535/36 erbauten früheren Fuggerschlosses wird allerdings nichts zu sehen sein.
Der größte Teil der Filmhandlung spielt nach Angaben Ehlerts in Wien. Doch gedreht wurde in Prag, Augsburg und Berlin. Wie kam es aber, dass gerade dieses nicht mehr voll in der Blüte stehende Schloss zur Filmkulisse wurde? Der Produzent erklärt: Das Projekt „Hebamme 2“ werde von der bayerischen Filmförderung unterstützt. Darum habe man Drehorte im Raum München gesucht. Das historische Wasserwerk am Hochablass in Augsburg war einer davon. Dann wurde nach einem Objekt in der Nähe geforscht. Über Kontakte sei man auf Schloss Mickhausen aufmerksam geworden.
Größter Teil der Filmhandlung soll in Wien spielen
Der frühere Münchner Immobilienmakler Nobert Dutschmann hat das Anwesen 1988 dem schwäbischen Grafen Rechberg abgekauft. Seitdem bewohnt er es als Privatier, seit einigen Jahren alleine. Mit seinen inzwischen 73 Jahren ist ihm die Pflege der stark sanierungsbedürftigen Immobilie mit ihren 60 Zimmern, etwa 2000 Quadratmetern Wohnfläche und 6700 Quadratmetern Grund zu anstrengend und zu teuer.
„Darum habe ich sie über das Bayerische Denkmalamt zum Kauf angeboten“, sagt er. Für 765 000 Euro kann man nun Eigentümer des Schlosses werden, das in „idyllischer Alleinlage am Ortsrand“ an einem naturbelassenen Bach liegt. Zunächst einmal aber freut sich Dutschmann über die unerwartet sprudelnden Einnahmen aus dem Filmprojekt. Er will sie eigenen Angaben zufolge in die Sanierung des nicht nur in den Außenbereichen ziemlich verwitterten Anwesens stecken.
All diese Umstände interessierten die Filmcrew, die mit großem Team anreiste, jedoch nur am Rande. Wenn man Preuß glauben darf, wird die Fortsetzung der Hebamme ganz schön blutig. „Als damals die ersten Kaiserschnitte durchgeführt wurden, hat man den Bauch der Frauen noch vertikal aufgeschnitten.“ Viele Schwangere seien gestorben, weil auch die hygienischen Verhältnisse nicht besonders gut gewesen seien. Auf ihre Entscheidung, mal selbst ein Baby zu bekommen, habe sich der Dreh nicht ausgewirkt. Zurzeit steht bei ihr eher die Karriere als das Kinderkriegen im Vordergrund.
Laut Preuß, wird "Die Hebamme 2" ganz schön blutig
Preuß ist nicht die einzige namhafte Schauspielerin in dem Historienfilm. Mit dabei als Lotte ist Alicia von Rittberg. Die 21-jährige Münchnerin, die mit dem Bayerischen Filmpreis für ihren Auftritt im ZDF-Film „Und alle haben geschwiegen“ dekoriert ist, darf man ruhigen Gewissens als „Shootingstar“ bezeichnen. Zwar studiert sie noch Wirtschaftswissenschaften, aber zuletzt ging es mit der Filmkarriere steil nach oben. Sogar mit Brad Pitt hat sie schon gedreht. Im Soldatendrama „Herz aus Stahl“ darf sie zwar nur zwei Sätze sagen, Spiegeleier servieren, ein bisschen singen und mit Pitts Freund ins Bett gehen – aber welche deutsche Schauspielerin kann das schon von sich sagen?
Zum Film ist Alicia von Rittberg übrigens aus Langeweile gekommen. In den Ferien hatte sie einst an einem Casting teilgenommen und wurde prompt entdeckt. Von ihr dürfte bald noch mehr zu hören sein. Vielleicht in der dritten Folge der „Hebamme“. Denn obwohl der aktuelle Film noch gar nicht fertig ist, denken die Planer schon jetzt über eine weitere Fortsetzung nach.