Mit seinem Vorschlag, Christian Ude zum Spitzenkandidaten bei der nächsten Landtagswahl im Jahr 2013 zu machen, hatte Bayerns SPD-Chef Florian Pronold die Mitglieder der SPD überrumpelt. Das Erstaunen scheint mittlerweile der allgemeinen Freude zu weichen. SPD-Politiker auf allen Ebenen werten eine mögliche Landtagskandidatur Udes als großen Wurf.
Der oberpfälzische SPD-Bezirksvorsitzende Franz Schindler etwa würde es "freudig begrüßen", sollte Ude eine zweite Karriere in der Landespolitik starten. Schindler ist auch überzeugt, dass eine Spitzenkandidatur Udes von einer breiten Mehrheit in der Partei getragen werde. "Es wird in der SPD niemanden geben, der ernsthaft sagt: Den wollen wir nicht", sagt Schindler. Mit Ude an der Spitze würden sich schließlich die Chancen deutlich erhöhen, "dass wir 2013 eine andere Regierung bekommen".
Die ehemalige Bundesministerin Renate Schmidt sprach sich ebenfalls für eine Kandidatur Udes aus und forderte in der "tz München" eine schnelle Entscheidung. Irritiert reagierte nur der Juso-Landesvorsitzende Philipp Dees aus Erlangen. Der Nachrichtenagentur dapd sagte er, er halte den Verlauf der Diskussion um Ude für "sehr eigenwillig". Er hätte sich gewünscht, dass die Kandidatenfrage zunächst intern geführt worden wäre.
Pronold: Ude ist der bekannteste, bedeutendste und beliebteste Politiker
SPD-Landeschef Florian Pronold hatte in der vergangenen Woche eine Spitzenkandidatur des 63-jährigen Ude ins Gespräch gebracht, der 2014 aus Altersgründen nicht noch einmal für das Amt des Oberbürgermeisters kandidieren darf. Ude sei "der bekannteste, bedeutendste und beliebteste Politiker, den die bayerische SPD zu bieten hat", argumentierte Pronold. Eine Ansicht, die sowohl an der Parteibasis als auch bei führenden Genossen geteilt wird.
Auch der junge niederbayerische SPD-Chef Michael Adam begrüßt die Idee, mit Ude in die Landtagswahl zu ziehen. Udes "unglaubliche Popularität" könne "manches Wahlergebnis beflügeln", sagt Adam. Der erst 26 Jahre alte Bürgermeister der Bayernwaldgemeinde Bodenmais, eine Nachwuchshoffnung seiner Partei, hat auch kein Problem mit dem fortgeschrittenen Alter des möglichen Spitzenkandidaten Ude. "Es gibt Politiker, die können es mit 60 nicht. Und es gibt welche, die können es mit 25 nicht." Die Altersfrage sei für ihn "absolut zweitrangig", sagt Adam.
SPD-Vertreter machen sich demonstrativ für Ude stark
Schon am Vortag hatten sich hochrangige SPD-Vertreter aus allen Landesteilen demonstrativ für Ude starkgemacht. Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher sagte, die Partei wäre "sehr stolz" auf einen Spitzenkandidaten Ude und der schwäbische SPD-Vorsitzende Harald Güller sprach von einer "Super-Wahl". Laut Rinderspacher will sich die Parteispitze im Herbst mit Ude zusammensetzen und "den weiteren Fahrplan besprechen".
Selbst der kritische Juso-Chef Dees kann sich dem Charme des Personalvorschlags nicht entziehen. "Wenn einer überzeugende Positionen hat, kommt es nicht aufs Alter an", sagt Dees. Er teilt die Einschätzung vieler Genossen, es werde mit Ude leichter, bei den Wahlen 2013 einen Machtwechsel zu erreichen. Mit Blick auf das Alter von Hoffnungsträger Ude jedoch warnt der Jungsozialist: "Die Partei wird bei der Diskussion im kommenden Herbst abwägen müssen zwischen Popularität und Zukunftsperspektive des Kandidaten."
Und Christian Ude selbst? Der scheint ohnehin nicht abgeneigt. "Ein apodiktisches Nein, wie ich es guten Gewissens in den zwei vergangenen Jahrzehnten aussprechen konnte, habe ich nicht ausgesprochen. Das heißt, hier besteht sehr großer Klärungsbedarf", sagte er. AZ/dapd