Die Kripo Würzburg hat eine 18-köpfige Ermittlungskommission eingesetzt, um den Fall der gescheiterten Entführung einer 62 Jahre alten Frau in Würzburg aufzuklären. Die Kripo fahndet nach zwei unbekannten Männern und einem weißen Kastenwagen.
Frau beim Gassigehen überfallen
Es passierte am Mittwochmorgen in Würzburg. Eine 62 Jahre alte Frau ging gegen 7.45 Uhr mit ihrem Golden Retriever am Weinsbergsweg Gassi. Plötzlich standen zwei maskierte Männer vor der Frau. Sie zerrten ihr Opfer in einen weißen Transporter, fesselten die Frau. In diesem Moment kam ein Spaziergänger mit seinem Hund vorbei. Die Täter verloren offenbar die Fassung, bedrohten den Hundehalter mit einer Pistole und sagten ihm, er solle abhauen.
Dann überschlugen sich die Ereignisse: Wie die Main-Post berichtet, lief der Zeuge heimwärts. Dabei kam er am Haus der Frau vorbei. Davor saß schon der Golden Retriever des Opfers. Der Hund war in der Zwischenzeit nach Hause gelaufen. Der Mann, offenbar auch Nachbar der Familie, alarmierte den Ehemann. Der startete eine Suche nach seiner Frau.
62-jähriges Opfer erlitt schwere Verletzungen
Zeitgleich fand ein Schlepperfahrer laut Polizei die 62-Jährige an dem Weinbergsweg - am Boden liegend, gefesselt und geknebelt. Die Frau war offenbar von ihren Entführern misshandelt worden. Nach Angaben der Polizei hatte die 62-Jährige schwere Verletzungen, unter anderem Knochenbrüche, erlitten. Ein Notarzt brachte sie nach einer Erstversorgung ins Krankenhaus. Dort wird die Frau weiterhin behandelt. Nach Angaben der Polizei befindet sie sich aber auf dem Weg der Besserung und konnte von den Kripobeamten bereits vernommen werden. Auch der Ehemann, der einen Schock erlitten hatte, wurde stationär behandelt.
Kommission "Schildweg" sucht nach Tätern
Die Ermittlungskommission (EKO) „Schildweg“ arbeitet mit Hochdruck an der Aufklärung des Falles. Inzwischen wurden umfangreiche Nachbarschaftsbefragungen durchgeführt. Die Polizei hat auch zahlreiche Hinweise zu dem Tatfahrzeug, einem weißen Transporter bekommen, denen momentan nachgegangen wird. Eine heiße Spur war bislang jedoch noch nicht dabei. Am Mittwochnachmittag war auch ein größeres Aufgebot Bereitschaftspolizei im Einsatz, das den Auffindeort des Opfers noch einmal systematisch abgesucht hat. Diese Suche dauerte bis ca.16 Uhr. Dabei wurden auch einige Gegenstände aufgefunden. Ob diese allerdings tatrelevant sind, wird derzeit ausgewertet.
Frau wurde gezielt abgepasst
Wie eine Polizeisprecherin gegenüber AZ-Online bestätigt, gehen die Ermittler davon aus, dass die Frau gezielt von den Tätern abgepasst wurde. Die Frau komme "aus einer gut situierten Familie", sagt die Sprecherin. Warum die Täter von ihrem Vorhaben abgekommen sind und die Frau wieder freigelassen haben, sei derzeit noch unklar. Es ist zu vermuten, dass die Täter die Familie beobachtet und die Umgebung ausgekundschaftet hatten. Wie die Main-Post berichtet, geht die Frau mit dem Hund häufig bergaufwärts Gassi. Die Täter überfielen ihr Opfer offenbar an einer abgelegenen Stelle, die von den Häusern nicht einsehbar ist. Der Fluchtweg hätte rasch auf die Autobahn A 3 führen können.
Die EKO Schildweg hofft weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung und fahndet vor allem nach dem weißen Transporter mit WÜ-Kennzeichen, dessen Scheiben einschließlich der Schiebetüre nach hinten mit einer weißen Folie abgeklebt waren.
Erinnerungen an den Heidenheimer Fall Maria Bögerl
Die gescheiterte Entführung an der 62 Jahre alten Würzburgerin erinnert an eine Entführung im Jahr 2010, die damals für das Opfer tödliche endete. Die Heidenheimer Bankiersgattin Maria Bögerl war von Unbekannten entführt worden. Die Täter erpressten ihren Mann und forderten Geld für die Freilassung seiner Frau. Maria Bögerl wurde umgebracht.
Ihre Mörder wurden bis heute nicht gefasst. Könnte es hier Parallelen geben? "Unsere Kollegen untersuchen alles, was im Zusammenhang steht. Es kann natürlich nichts ausgeschlossen werden", sagt die Polizeisprecherin des Polizeipräsidiums Unterfranken. Etwaige Parallelen würden überprüft. Aber die gezielte Fahndung nach den Tätern und nach dem Kastenwagen seien jetzt natürlich vorrangig, betont sie.