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Mordfall Franziska: Bis zu 500 Nachrichten im Monat: Stefan B. suchte im Netz nach Sex

Mordfall Franziska

Bis zu 500 Nachrichten im Monat: Stefan B. suchte im Netz nach Sex

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    Seit Februar steht Stefan B. vor dem Landgericht Ingolstadt. Er soll die zwölfjährige Franziska brutal ermordet haben.
    Seit Februar steht Stefan B. vor dem Landgericht Ingolstadt. Er soll die zwölfjährige Franziska brutal ermordet haben. Foto: Armin Weigel

    Die Welt, in der sich Stefan B. vor dem bestialischen Sexualmord an Franziska bewegte, war zuletzt mehr und mehr eine irreale gewesen. Während der Obdachlose seine Tage und Nächte fast nur noch im Auto verbrachte und schon lange keiner geregelten Arbeit mehr nachging, gewann für ihn offensichtlich der virtuelle Raum des Internets zunehmend an Bedeutung. Ausgestattet mit Laptop, Tablet-PC und Smartphone, spielte sich seine Kommunikation mit der Außenwelt zu einem Großteil auf diversen Plattformen und in sozialen Netzwerken ab. Und sie hatte fast immer sexuelle Hintergründe, wie ein Polizeibeamter am Montag als Zeuge schilderte. Es war der achte Verhandlungstag vor dem Landgericht Ingolstadt in einem Prozess, der seit nunmehr neun Wochen ein erschütterndes Verbrechen rekonstruiert.

    Unter Stefan B.s bekannten waren auch eine 12- und eine 14-Jährige

    Die Kripo hatte bei ihren Ermittlungen knapp 10.000 Datensätze auf den Rechnern des 27-Jährigen für den Zeitraum August 2012 bis Februar 2014 gesichert. Das Internet war sein bevorzugter „Lebensraum“. Dort hatte er sich unter dem Spitznamen „Toyota Driver Neuburg 25“ mit Leuten aus der Tuning-Szene verabredet, dort hatte er aber vor allem auch eindeutige Kontakte zu Frauen gesucht. Und mit Vorliebe auch zu jüngeren Mädchen. „Mag voll gern junge Mädels“ – so zitierte ein Polizist im Zeugenstand aus den virtuellen Unterhaltungen von Stefan B. Unter den Bekanntschaften des 27-Jährigen fanden sich etwa eine 12- und eine 14-Jährige.

    „Suche Girl, das Sex gegen Geld macht“, hatte Stefan B. gechattet oder „stundenlangen Sex und Orgasmen“ in Aussicht gestellt. Bis zu 500 solcher Nachrichten pro Monat hatte er beispielsweise auf der Plattform „pafnet“ gepostet.

    Ein Großteil der Angeschriebenen hatte diese eindeutigen Angebote ignoriert. „Persönliche Treffen haben in der Regel nicht stattgefunden“, so der Kripobeamte, der zusammen mit Kollegen 70 Personen aus Stefan B.s Internet-Bekanntenkreis vernommen hat. Bei der Polizei war Stefan B. allerdings nicht wegen Sexualdelikten aktenkundig, wie der Zeuge erklärte. Anders verhielt es sich in den sozialen Netzwerken. Dort waren im Laufe der Monate zehn Beschwerden wegen sexueller Nötigung gegen Stefan B. eingegangen, dazu drei wegen rassistischer Äußerungen und eine wegen Beleidigung.

    Auch am Tag von Franziskas Mord chattete er ausgiebig

    Auf abartige sexuelle Neigungen war die Kripo Ingolstadt auch bei der Auswertung von Stefan B.s Laptop ebenfalls gestoßen. Dort hatten sich zahlreiche kinderpornografische Fotos gefunden, außerdem tierpornografische Bilddateien.

    Am Tag des Mordes an der kleinen Franziska, 15. Februar 2014, und dem folgenden Tag seiner Festnahme hatte der 27-Jährige ebenfalls ausgiebig gechattet. 1200 Kommunikationsvorgänge hatten die Ermittler registriert. Mit 19 Bekannten hatte Stefan B. an diesen beiden Tagen Nachrichten ausgetauscht.

    Der Mordfall Franziska

    Der Fall Franziska begann im Februar 2014: Am Nachmittag des 16. Februar entdeckten Angler die Leiche eines Mädchens in einem Weiher bei Neuburg-Zell.

    Bei dem Mädchen handelte es sich um die zwölfjährige Franziska aus Möckenlohe. Ihre Eltern hatten sie bereits am Tag zuvor vermisst gemeldet, weil sie von einem Ausflug mit Freundinnen nicht zurückgekehrt war.

    Der mutmaßliche Täter war schnell ermittelt: Noch in der Nacht desselben Tages fasste die Neuburger Polizei den verdächtigen Stefan B. nach einer wilden Verfolgungsjagd.

    Der damals 26 Jahre alte Stefan B. soll Franziska auf dem Nachhauseweg von Nassenfels auf dem Radweg abgefangen, sexuell missbraucht und mit einem Holzscheit erschlagen haben.

    Bereits unmittelbar nach seiner Festnahme, als ihn die Polizei mit dem Tatvorwurf konfrontierte, hatte Stefan B. ein Teilgeständnis abgelegt. Darin hat er grundsätzlich zugegeben, Franziska umgebracht zu haben.

    Wie er das getan hat, wie der Ablauf der Ereignisse am Tattag im Einzelnen war, was sein Motiv war und wo er letztlich das Mädchen getötet hat – darüber schwieg sich Stefan B. seither beharrlich aus.

    Der Prozess gegen Stefan B. sollte eigentlich im Januar 2015 beginnen. Doch bei einer Attacke eines Mithäftlings wurde der bis dahin in der JVA Kaisheim untergebrachte mutmaßliche Täter schwer verletzt. Er musste mit 17 Stichverletzungen ins Krankenhaus gebracht werden.

    Ab Februar 2015 wurde dann verhandelt. Die Anklage lautet - neben einer Reihe weiterer Straftaten - Mord.

    Stefan B. soll 2013 eine 21-jährige Bekannte vergewaltigt haben und über soziale Netzwerke im Internet sexuelle Kontakte zu mehreren Mädchen unter 14 Jahren gesucht und gepflegt haben. Außerdem soll er sich im Januar 2014 an einem weiteren 13-jährigen Mädchen vergangen haben.

    Stefan B. räumte am zweiten Verhandlungstag die Tat ein.

    Das Urteil im Prozess soll nach 20 Verhandlungstagen Ende Mai verkündet werden.

    Begonnen hatte er mit seinem Dauerchatten am frühen Morgen des Mordtages und erst um 17.14 Uhr eine Pause eingelegt. Das war der Zeitpunkt, als er sich mit seinem grünen Toyota quer über dem Fahrradweg postierte, um Franziska am Weiterfahren zu hindern. Erst um 19.50 Uhr gab es die nächste Nachricht. Da schrieb Stefan B. an einen Kumpel: „Ich fahr jetzt nach München.“ – In den zweieinhalb Stunden dazwischen war er zum Mörder geworden.

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