Die Bayerische Staatsregierung will einer islamistischen Radikalisierung von Jugendlichen durch gewaltbereite Salafisten gezielt vorbeugen. „Wir müssen den jungen Leuten beibringen, dass man im Einklang mit der deutschen Rechtsordnung ein guter Muslim sein kann“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Vorstellung des Maßnahmenpakets gestern in München.
Beteiligt an dem geplanten „Antisalafismusnetzwerk“ sind neben dem Innenministerium das Sozial-, das Bildungs- und das Justizressort. Die Maßnahmen reichen von Vertrauensbildung zwischen Polizei und muslimischen Einrichtungen bis hin zur Verlängerung des Modellversuchs „Islamischer Unterricht“ an 260 bayerischen Schulen. In diesem Punkt forderte die SPD im Landtag gestern deutlich mehr: Sie will flächendeckenden Islamunterricht. Im vergangenen Schuljahr seien nur 11500 von 94000 muslimischen Schülern in Islamkunde unterrichtet worden. Aus dem Kultusministerium hingegen hieß es, dass in Bayern die „Reichweite des Islamischen Unterrichts im Vergleich zu anderen Bundesländern am höchsten“ ist.
"Salafisten dürfen nicht die besseren Sozialarbeiter sein"
Auch die Schulung von Jugendsozialarbeitern, Lehrern und Mitarbeitern von Justizvollzugsanstalten soll radikalen Islamismus verhindern. So müssten etwa Jugendarbeiter „fit sein“, um auf Ängste verunsicherter Jugendlicher einzugehen, die für radikale Ideologen anfällig sein könnten, sagte Bayerns Sozialministerin Emilia Müller (CSU): „Die Salafisten dürfen nicht die besseren Sozialarbeiter sein, indem sie Jugendlichen Raum geben für Fragen, die diese andernorts nicht diskutieren können.“
Mithilfe des Augsburger Vereins ufuq e.V. will das Sozialministerium ein bayernweites Präventionsnetzwerk schaffen. Augsburg sei dafür der ideale Standort, weil die Stadt viel Erfahrung in der präventiven Arbeit mit muslimischen Einrichtungen habe – etwa durch das Projekt „Augsburg Kompetenz“ zur zivilgesellschaftlichen Fortbildung muslimischer Geistlicher. Anfang 2016 soll in Kooperation mit dem Landeskriminalamt zudem eine „zentrale Beratungsstelle“ zur Salafismusprävention eingerichtet werden. Auch Ausstiegshilfen aus radikalislamischen Gruppen sind geplant. (mit sari)