Gelegt wurde das Ei von einem Huhn im späten Mittelalter, wie das Haus der Bayerischen Geschichte in Augsburg mitteilte. Vermutlich stamme es aus dem 15. Jahrhundert, sagte Projektleiter Peter Wolf. Das Ei wird vom 16. Mai bis zum 2. November im Rahmen des Schau "Ludwig der Bayer. Wir sind Kaiser" in der Minoritenkirche zu sehen sein.
Dass das rohe Ei bis heute unbeschadet blieb, sei ein kleines Wunder. Gefunden wurde es in einem Gebäude der denkmalgeschützten Häusergruppe Mühlberg-Ensemble in Kempten. "Es scheint bewusst in einem Zwischenboden versteckt worden zu sein", sagte Wolf. Weißen Eiern, die am Gründonnerstag oder Karfreitag gelegt wurden, habe man einen Zauber zugeschrieben: Man ließ sie weihen, bevor man sie zum Schutz des Hauses vor Überschwemmungen oder Feuer deponierte.
Das rohe Ei war gut geschützt: Es wurde in eine Dämmschicht aus Dinkelspelzen und Abfällen gelegt. Dieser Osterbrauch sei früher im gesamten Alpenraum verbreitet gewesen. Eier galten als Symbol des Lebens - und als gehaltvolles Nahrungsmittel lieferten sie wichtige Eiweiße und Fette. Auch als Naturalienabgabe wurden sie verwendet.
Ein etwa gleich altes Ei hatten Archäologen im vergangenen Jahr bei Grabungen in Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern) entdeckt. Dieses komplett erhaltene Ei soll 700 Jahre alt sein und damit noch etwas älter als das Eis aus Kempten. Es lag in einem mittelalterlichen Holzkeller in einem ebenfalls erhaltenen Kugeltopf.
Das kuriose Ausstellungsstück in Regensburg soll eine Episode während der Schlacht bei Mühldorf im Jahr 1322 veranschaulichen: Nach siegreichem Kampf befahl der Wittelsbacher Ludwig der Bayer, die Truppen mit Essen und Trinken zu versorgen. Doch Geld und Proviant waren zur Neige gegangen, lediglich Eier gab es noch. Da sich der Feldhauptmann Seifried Schweppermann ausgesprochen tapfer geschlagen hatte, soll Ludwig angeordnet haben, dass er den doppelten Lohn erhält. So entstand das berühmte Sprichwort: "Jedem Mann ein Ei, dem braven Schweppermann aber zwei". dpa