Alerheim (wk/RN) - Die bei Alerheim in einem Massengrab aus dem Dreißigjährigen Krieg entdeckten Knochen werden jetzt katalogisiert und pathologisch untersucht. Die Fundstelle ist inzwischen wieder verschlossen worden. Das wurde bei einer Pressekonferenz in Alerheim mitgeteilt.
Dr. Stefanie Berg-Hobohm vom Bayerischen Landesdenkmalamt für Denkmalpflege hatte ein volles Haus mit zahlreichen Vertretern der Medien, Gastgeber Bürgermeister Gerhard Ament sowie Karlheinz Scheible, dem Herausgeber und Autor des Werkes "Die Schlacht von Alerheim". Die Tatsache, dass die Pressekonferenz erst nach Beendigung der Grabungsarbeiten stattfand, erklärte Dr. Berg-Hobohm damit, dass die Arbeiten unter einem enormen Termindruck standen und keinerlei Störung des Arbeitsablaufes gewünscht war.
Auch berge die zu frühe Veröffentlichung die Gefahr, dass sich Grabräuber und Schatzsucher mit Metallspürgeräten aufmachten. Etwa 50 Fundstätten entlang der 102 Kilometer langen Pipelinestrecke auf bayerischer Seite sind dem Landesdenkmalamt bekannt. Dass die Fundstätte Alerheim eine ganz besondere Klasse hatte, erläuterte der Grabungsleiter Frank Weedekind von der Grabungsfirma ADV, die im Auftrag des Archäologischen Koordinators der EPS (Ethylen Pipeline Süd), Hans Strobl, die Arbeit vor Ort leitete.
Berittene Gegner griffen die Soldaten an
Anhand der Art von Verletzungen der gefundenen Gebeine kann man davon ausgehen, dass die Männer zu Fuß unterwegs waren. Die Infanteriesoldaten wurden von berittenen Gegnern angegriffen. Diesen Schluss lassen die meisten tödlichen Verletzungen zu, die den Männern von oben nach unten beigebracht wurden, erklärte Weedekind.
Die Tatsache, dass so viele Tote in einer relativ kleinen Grube Platz fanden, lässt sich nur durch die zweimonatige Liegezeit in der Sommerhitze erklären. Dass nicht sehr viele Gebrauchsgegenstände in dem Massengrab gefunden wurden, liegt wohl daran, dass die Opfer bestimmt zweimal ausgeplündert wurden. Zuerst gleich nach der Schlacht von denen, die überlebten, und dann zwei Monate später von denen, die sie beerdigten. Zwei Münzen, eine Kleiderspange, eine dünne Halskette, einige Rosenkranzperlen und ein paar Musketenkugeln waren die einzigen Gebrauchsgegenstände, die geborgen werden konnten.
Dass es sich bei den Toten überwiegend um junge Leute handelt, erkannten die Wissenschaftler daran, dass bei fast allen Schädeln die Gebisse vollständig erhalten waren. Auch Karlheinz Scheible schreibt in seinem Buch, dass unter den Soldaten, die von Condé geführt wurden, sehr viele junge französische Adelige waren. Darüber hinaus wurde auch das Skelett eines etwa zwölfjährigen Jungen gefunden, der wohl als Bote zwischen dem Tross und den kämpfenden Truppen unterwegs war. Aber auch Gebeine etwa 40- bis 50-jähriger Männer konnten geborgen werden.