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NSU-Prozess: Anwalt: Beate Zschäpe klingelte vor Flucht bei Nachbarin

NSU-Prozess

Anwalt: Beate Zschäpe klingelte vor Flucht bei Nachbarin

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    Die Anklage wirft Beate Zschäpe versuchten Mord vor, weil sie im Haus Feuer gelegt habe und die Nachbarin hätte sterben können.
    Die Anklage wirft Beate Zschäpe versuchten Mord vor, weil sie im Haus Feuer gelegt habe und die Nachbarin hätte sterben können. Foto: Peter Kneffel (dpa)

    Der ehemalige Anwalt von Beate Zschäpe hat am Donnerstag in dem NSU-Prozess als Zeuge ausgesagt. Zschäpe hatte den Juristen nach dem Auffliegen des NSU-Trios im November 2011 in Jena aufgesucht. Wie der Anwalt vor dem Oberlandesgericht München (OLG) sagte, habe Zschäpe ihm erzählt, sie habe vor ihrer Flucht bei ihrer betagten Nachbarin geklingelt. "Die war nicht da", sagte der Anwalt, "jedenfalls gab es keine Reaktion darauf".

    Anklage wirft Beate Zschäpe versuchten Mord vor

    Das ist Beate Zschäpe

    Beate Zschäpe wurde am 2. Januar 1975 in Jena geboren. Dem Hauptschulabschluss folgte eine Ausbildung als Gärtnerin.

    Von Mitte 1992 bis Herbst 1997 ging Beate Zschäpe einer Arbeit nach, zweimal unterbrochen von Arbeitslosigkeit. So steht es in einem Bericht des ehemaligen Bundesrichters Gerhard Schäfer für die Thüringer Landesregierung. «Ihre Hauptbezugsperson in der Familie war die Großmutter», heißt es weiter.

    Mit dem Gesetz kam Zschäpe erstmals als 17-Jährige in Konflikt. Der Schäfer-Bericht vermerkt 1992 mehrere Ladendiebstähle. 1995 wurde sie vom Amtsgericht Jena wegen «Diebstahls geringwertiger Sachen» zu einer Geldstrafe verurteilt.

    Zu der Zeit war sie aber häufiger Gast im Jugendclub im Jenaer Plattenbaugebiet Winzerla, bald an der Seite des Rechtsextremen Mundlos. Über das ungewöhnliche Dreiecksverhältnis zwischen ihr, Mundlos und Böhnhardt ist viel spekuliert worden.

    Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt beteiligten sich zu der Zeit an Neonazi-Aufmärschen im ganzen Land.

    Im Alter von 23 Jahren verschwand die junge Frau mit den beiden Männern aus Jena von der Bildfläche. Zuvor hatte die Polizei ihre Bombenbauerwerkstatt in der Thüringer Universitätsstadt entdeckt.

    Danach agierte Zschäpe mit einer Handvoll Aliasnamen: Sie nannte sich unter anderem Silvia, Lisa Pohl, Mandy S. oder Susann D. Zeugen beschrieben sie als freundlich, kontaktfreudig und kinderlieb. Bei Diskussionen in der Szene soll sie jedoch die radikaleren Positionen ihrer beiden Kumpane unterstützt haben.

    Nach der Explosion in Zwickau am 4. November 2011 war Zschäpe mit der Bahn tagelang kreuz und quer durch Deutschland unterwegs. Sie verschickte auch die NSU-Videos mit dem menschenverachtenden Paulchen-Panther-Bildern. Am 8. November stellte sie sich der Polizei in Jena.

    Im Prozess schwieg Zschäpe lange Zeit. An Verhandlungstag 211, im Juni 2015, antwortete sie dem Richter ein erstes Mal, und zwar auf die Frage, ob sie überhaupt bei der Sache sei.

    Zu den Vorwürfen äußerte sich Zschäpe erstmal im September 2015. Ihr Verteidiger las das 53-seitige Dokument vor, in dem Zschäpe ihre Beteiligung an den Morden und ihre Mitgliedschaft im NSU bestritt. Lediglich die Brandstiftung in der letzten Fluchtwohnung des Trios gestand sie.

    Ein psychologisches Gutachten aus dem Januar 2017 beschreibt Zschäpe als "voll schuldfähig".

    Die Anklage wirft Zschäpe versuchten Mord vor, weil sie im Haus Feuer gelegt habe und die Nachbarin hätte sterben können. Nachfragen des Gerichts und der Bundesanwaltschaft verhinderten Zschäpes jetzige Verteidiger im Prozess. Der Jenaer Anwalt dürfe nur über Zschäpes Verhalten gegenüber der Nachbarin sprechen und sei ansonsten nicht von seiner Schweigepflicht entbunden, stellte Verteidiger Wolfgang Heer klar.

    Das Oberlandesgericht München hörte am Donnerstag als einzigen Zeugen den früheren Anwalt von Beate Zschäpe an. Nach dem Tod ihrer beiden mutmaßlichen Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt und nach tagelanger Flucht soll sie ihn am 8. November 2011 in seiner Kanzlei in Jena aufgesucht haben, wie es in einem Polizeivermerk heißt. Er soll sie dann zu Fuß zur Polizei begleitet haben, wo sie sich stellte.

    Zschäpe entband ihren Ex-Anwalt von der Schweigepflicht

    Zschäpes jetzige Verteidiger im Münchner Prozess hatten dem Gericht mitgeteilt, dass die Angeklagte ihren damaligen Anwalt von seiner Schweigepflicht entbinde. Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt hatten 13 Jahre im Untergrund gelebt und sollen während dieser Zeit zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge begangen habe. dpa/AZ

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