Der unerwartete Tod der noch jungen Schauspielerin Silvia Seidel hat Kollegen und Fans gleichermaßen schockiert. Die Darstellerin der "Anna" in der gleichnamigen ZDF-Weihnachtsserie war tot in der Küche ihrer Wohnung gefunden worden. Die Polizei geht von Selbstmord aus. Angeblich wurde neben der Leiche der 42-Jährigen ein Abschiedsbrief gefunden.
"Silvia gab mehr Liebe, als sie annehmen konnte"
"Anna"-Autor Justus Pfaue erinnert sich an seine Hauptdarstellerin Silvia Seidel als Menschen, der weder am Filmset noch im Leben je Ellenbogen eingesetzt hat. "Silvia gab mehr Liebe, als sie annehmen konnte", schreibt Pfaue, Jahrgang 1942, in einem in der Berliner B.Z. (Mittwochsausgabe) veröffentlichten Nachruf auf die mit nur 42 Jahren gestorbene Schauspielerin. Silvia Seidel sei liebenswert, filigran und nie arrogant gewesen.
"Anna"-Autor Pfaue schämt sich
"Um in diesem Beruf aber über Jahre erfolgreich zu sein, muss man auch seine Ellbogen einsetzen können. Und das wollte oder konnte Silvia nicht", so Pfaue. "Jemand hätte sie in den letzten Jahren anrufen sollen. Jemand hätte fragen sollen, wie es ihr geht. Jemand hätte Silvia Hilfe anbieten sollen", schreibt der "Anna"-Erfinder. "Dafür schäme ich mich heute: Dieser Jemand hätte ich sein können."
Suizid der Mutter
Die Serie blieb Silvia Seidels einziger großer Erfolg. In den Folgejahren konnte die zarte Schauspielerin nicht mehr an den großen Erfolg anknüpfen. Der Kinofilm "Ballerina" oder auch die Sat.1-Serie "Quer durch die Galaxie und dann links" floppten. 992 dann ein Schicksalsschlag: Ihre Mutter nahm sich das Leben. "Sie litt unter einer Krankheit, die schlimmer als Aids und Krebs zusammen ist: unter Depressionen", erklärte Seidel ein Jahr nach dem Suizid.
Finanziell hatte Silvia Seidel zu kämpfen
Später war Silvia Seidel nur noch in kleineren Rollen zu sehen, etwa in Serien wie "Forsthaus Falkenau" oder "Die Rosenheim Cops". Für das einstige Jugendidol folgten schwierige Jahre. Auch finanziell hatte die Schauspielerin zu kämpfen. Die Illustrierte "Freizeit Revue" schrieb im März 2011 gar von einem "bitteren Absturz". "Ich bin oft arbeitslos und weiß dann nicht, wovon ich die Miete zahlen soll", hatte Seidel dem Blatt anvertraut. "Ich bin schon froh, wenn ich als freier Schauspieler überhaupt Arbeit bekomme. Es ist schwer, davon zu leben." Im Herbst hätte eine Theatertournee beginnen sollen. "Zumindest beruflich wäre es weitergegangen", sagte ihre Agentin Hartmann.
Für die Münchner Gastwirtin Maria Mukalovic kam der Tod ihrer Freundin und Stammbesucherin deshalb auch völlig überraschend. Tagelang hatte sie das Licht in Seidels Wohnung brennen sehen, sich aber keine Gedanken gemacht. "Ich dachte: Vielleicht lernt sie wieder für eine Rolle", sagte sie der "tz". So bleibt die große Frage, warum die einst so umschwärmte Schauspielerin so früh gestorben ist.
Warum Silvia Seidel starb, ist bislang noch unklar. Schauspielkollege Patrick Bach kann Seidels Tod nicht so recht fassen: "Wir sind in einem Alter, wo man eigentlich noch reichlich vor sich haben kann."
Beisetzung in aller Stille
Die Münchner Schauspielerin Silvia Seidel soll in aller Stille beigesetzt werden. Die Angehörigen hätten um Diskretion gebeten, hieß es am Mittwoch beim zuständigen Bestattungsinstitut. Seidel soll in einem Münchner Vorort ihre letzte Ruhe finden. dpa/AZ