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Memmingen: Allgäu Airport kämpft mit vermutlich krebserregenden Altlasten

Memmingen

Allgäu Airport kämpft mit vermutlich krebserregenden Altlasten

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    Der Allgäu Airport hat unerwartet mit Altlasten aus Militärzeiten zu kämpfen: Nach Angaben des Wasserwirtschaftsamts (WWA) Kempten befinden sich Stoffe im Grundwasser, die vermutlich krebserregend sind. Dies könnte die Trinkwasser-Versorgung in der Nachbargemeinde Ungerhausen gefährden, heißt es bei der Behörde. Das Wasser der Kommune wird jetzt chemisch analysiert, bislang gibt es aber keine Auffälligkeiten.

    Das sind Perfluorierte Tenside (PFT)

    Am Allgäu Airport werden laut Geschäftsführer Ralf Schmid regelmäßig Grundwasser-Proben entnommen.

    Im Laufe des vergangenen Jahres habe sich bei den Perfluorierten Tensiden (PFT) erstmals ein Wert ergeben, der das Wasserwirtschaftsamt zum Handeln veranlasste.

    Die PFT stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.

    Weiteres Vorgehen: Noch ist unklar, wie man am Airport mit den Flächen umgeht, auf denen PFT festgestellt wurde.

    Ein Umgraben des Bodens könnte laut Wasserwirtschaftsamt bedeuten, dass die Stoffe noch stärker aktiviert werden. (hku)

    Bei den Stoffen handelt es sich um per- und polyfluorierte Tenside, die früher im Löschschaum von Feuerwehren enthalten waren. „Die PFT befinden sich da, wo die Schäume in eigens dafür vorgesehene Becken eingeleitet wurden“, berichtet Patrick Hübner vom WWA. Das Grundwasser fließe am Allgäu Airport in Richtung der Trinkwasser-Versorgung der Anliegergemeinde Ungerhausen. Hübner sagt allerdings auch, dass man „zur Entwicklung der Schadstoff-Fahne noch keine definitive Aussage machen kann“. Der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather betont: „In Sachen Fließrichtung gibt es Vermutungen, aber keine Gewissheit.“

    Dennoch bestehe Handlungsbedarf, so Hübner weiter. Das aus dem Ungerhauser Brunnen entnommene Wasser wird jetzt einer chemischen Analyse unterzogen. Mit dieser Überwachung sind das WWA wie auch private Gutachter beschäftigt.

    Wer kommt für Altlasten-Beseitigung am Allgäu Airport auf?

    Derweil stellt sich die Frage, wer am Allgäu Airport für eine Beseitigung der Altlasten aus der Bundeswehr-Ära aufkommen müsste. Er habe hier „durchaus den Bund im Fokus“, sagt Landrat Weirather. Schließlich sei er der Betreiber gewesen, als noch Löschschäume mit PFT zum Einsatz kamen. Auf dem Areal des heutigen Zivilflughafens befand sich jahrzehntelang ein Bundeswehr-Standort. Erst 2002 wurde der Flugbetrieb eingestellt.

    Derweil will der frühere Oberallgäuer Landrat Gebhard Kaiser mit Nachdruck die Verwertung ungenutzter Flächen auf dem Airport-Terrain vorantreiben. In Kürze sollen sich erstmals Unternehmer, Behördenvertreter und Bürgermeister angrenzender Kommunen an einen Tisch setzen. Binnen sechs Monaten will Kaiser wichtige Weichen für die Infrastruktur künftiger Gewerbe-Großflächen schaffen. „Es geht hier um etliche Hektar, die teilweise schon perfekt erschlossen sind“, sagt Kaiser. Ihm schwebt ein interkommunales Gewerbegebiet vor, das auch für überregionale Unternehmen attraktiv ist: „Das Allgäu kann gut mit Ellwangen oder Kleinaitingen mithalten“, verweist er auf die Standortsuche für ein neues BMW-Auslieferungslager. Zuvor sei aber noch einiges zu tun – etwa der Aufbau eines Fernwärmenetzes.

    Der jüngste Liquiditätsengpass des Airports ist dank eines Darlehens zweier Banken aus der Region beendet. Dem Vernehmen nach haben die Flughafen-Betreiber einen Kredit über 1,3 Millionen Euro erhalten, dessen Konditionen vorerst bis zur Jahresmitte fixiert sind.

    Die Rückzahlung ist laut Insidern über den späteren Verkauf von Grundstücken gesichert. Die Banken seien angesichts der airporteigenen Flächen im Wert von mehreren Millionen Euro kein besonderes Risiko eingegangen. Dennoch muss der Flughafen in den nächsten Monaten ein schlüssiges Zukunftskonzept vorlegen.

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