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Zecken: Ärzte uneinig: Wie wird Borreliose richtig behandelt?

Zecken

Ärzte uneinig: Wie wird Borreliose richtig behandelt?

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    Die Behandlung der von Zecken übertragenen Borreliose spaltet die Medizin: Gibt es eine chronische Erkrankungen und wie sollte sie behandelt werden?
    Die Behandlung der von Zecken übertragenen Borreliose spaltet die Medizin: Gibt es eine chronische Erkrankungen und wie sollte sie behandelt werden? Foto: Patrick Pleul (dpa)

    In ostdeutschen Bundesländern existiert sie schon lange: die Meldepflicht für Borreliose – eine Krankheit mit vielen Gesichtern, von Zecken übertragen. Sie tritt weitaus häufiger auf als FSME, eine Impfung dagegen gibt es nicht.

    Borreliose-Fälle: auch in Bayern meldepflichtig

    In Bayern sind Ärzte nun seit etwas mehr als einem Jahr verpflichtet, Borreliose-Fälle für die Statistik publik zu machen. Gut 6000 Fälle registrierte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) im Zeitraum zwischen 1. April 2013 und 31. März 2014. Die große Mehrheit davon waren frühe Manifestationen der Krankheit, die sich mit Antibiotika gut behandeln lassen. Nur fünf Prozent der registrierten Patienten litten an Borreliose im fortgeschrittenen Stadium.

    Borreliose und FSME: Symptome und Behandlung

    Borreliose ist die am häufigsten von Zecken übertragene Infektionskrankheit in Deutschland.

    Erreger sind Borrelien, eine Bakterienart. Sie gelangen mit dem Stich einer Zecke ins Blut.

    Typisches Symptom der Borreliose ist die «Wanderröte», ein roter Hautring um die Einstichstelle. Weitere Symptome sind Muskel- und Gelenkschmerzen, auch Fieber.

    Behandelt wird die Infektion mit Antibiotika.

    Wird die Krankheit nicht frühzeitig erkannt, sind Spätfolgen wie Gelenkentzündungen (Arthritis), Herzmuskel- oder Nervenentzündungen möglich.

    Unbehandelt können diese jahrzehntelang Beschwerden verursachen.

    Erreger der FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) sind dagegen Viren. Auch sie können beim Zeckenstich auf den Menschen übertragen werden.

    Die FSME ist eine fieberhafte Erkrankung unter Beteiligung der Hirnhäute. In besonders schweren Fällen kann es zur Gehirnentzündung und zur Schädigung des Rückenmarks kommen. Im Extremfall verläuft die Krankheit tödlich.

    Anders als bei der Borreliose gibt es zur Behandlung der FSME keine Medikamente. Deshalb raten Ärzte zur Schutzimpfung.

    Mancher Mediziner aber bewertet das anders – denn durch die Ärzteschaft zieht sich beim Thema Borreliose ein tiefer Graben. Auf der einen Seite stehen die mit der Überzeugung, dass bei vielen Patienten der Grund für ihre Beschwerden eine chronische Borreliose ist, die nicht erkannt wird. Lähmungen, Hautprobleme, Erschöpfung: Tatsächlich zeigt sich die Krankheit mit unterschiedlichsten Symptomen, eine standardisierte Diagnose gibt es nicht.

    Gefährliche Krankheit: Borreliose bleibt oft unerkannt

    Ärzte, die in einer chronischen Borreliose die Ursache für das Leiden ihrer oft verzweifelten Patienten sehen, behandeln diese meist über mehrere Monate bis hin zu Jahren mit Antibiotika oder Infusionen. Medizinisch eindeutige Nachweise für die chronische Borreliose gebe es bislang nicht, schreibt das Fachmagazin Arznei-Telegramm in seiner Juli-Ausgabe.

    Die große Mehrheit der bayerischen Mediziner hält solche Langzeit-Therapien daher für falsch: „Bevor man Antibiotika gibt, ist eine klare Diagnose nötig“, betont etwa der Münchner Neurologe Dr. Tobias Rupprecht bei einer Fachveranstaltung am Klinikum Augsburg. Antibiotikatherapien über mehrere Wochen hinweg könnten sehr gefährlich sein und allergische Reaktionen, schwerste Darminfektionen oder die Bildung von multiresistenten Keimen im Körper begünstigen.

    Schwere Form der Borreliose ist "sehr selten"

    Eine schwere, chronische Form der Borreliose – insbesondere die chronische Neuroborreliose – sei „sehr selten“, betont auch Dr. Volker Fingerle, Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Borrelien in Oberschleißheim und verweist auf die Zahlen aus der Meldepflicht. Borreliose im Frühstadium zeigt sich am deutlichsten durch die sogenannte Wanderröte – einen roten Fleck, der sich rund um den Zeckenstich bildet. Dieser trete bei einem Großteil der Patienten auf und meist seien diese nach einer zweiwöchigen Behandlung mit Antibiotika wieder fit, sagt Prof. Heidelore Hofmann, die an der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Technischen Universität München eine Borreliosesprechstunde anbietet. Außerdem erkranken Hofmanns Aussage und neuesten Studien zufolge weniger als zehn Prozent derer, die von einer infizierten Zecke gestochen werden, an Borreliose.

    Borreliose-Gefahr: Das müssen Sie nach einem Zeckenbiss beachten

    Entfernen Sie die Zecke so schnell wie möglich. Je kürzer die Zecke Blut saugt, desto geringer ist das Infektionsrisiko. Am besten lassen sich die Tiere mit Zeckenpinzetten oder speziellen Zeckenkarten im EC-Karten-Format entfernen. Zur Not können Sie das Tier auch mit den Fingernägeln beseitigen.

    Wichtig: Ziehen Sie die Zecke einfach gerade aus der Haut, ohne zu drehen. Falls der Kopf oder Teile davon in der Haut stecken bleiben, legen Sie ihn mit einer sterilen Nadel frei oder lassen Sie ihn vom Arzt fachmännisch entfernen.

    Suchen Sie Ihren Körper nach Zecken ab. Begutachten Sie dabei vor allem bei Kindern auch deren Kopf.

    Beobachten Sie die Haut rund um die Einstichstelle. Die Rötung direkt nach dem Biss verschwindet in der Regel nach wenigen Tagen.

    Tritt innerhalb von sechs Wochen wieder eine Rötung auf oder wird die gereizte Stelle größer, gehen Sie unbedingt zum Arzt. Das gilt auch dann, wenn Sie eine solche sogenannte Wanderröte bemerken, aber gar keinen Zeckenstich wahrgenommen haben.

    Achten Sie auf weitere Symptome. Die Verbreitung der Borrelien deutet sich unter Umständen auch durch ein grippeartiges Krankheitsgefühl, Gelenkschmerzen oder ovale rote Flecken auf der Haut an. Gehen Sie auch dann zum Arzt und lassen Sie sich auf Borrelienantikörper im Blut testen. Dieser Test ist am verlässlichsten, um eine Borreliose sicher zu erkennen.

    Auch könne jeder Einzelne das Risiko weiter verringern: Einfach, indem er oder sie den eigenen Körper im Blick behält.

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