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Schach: Wer schlägt die Dame?

Schach

Wer schlägt die Dame?

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    So also sieht eine Schach-Großmeisterin aus, die den Männern am Brett das Fürchten lehrt: zierlich, blond, jung und extrem zielstrebig. Eva Moser hat Spaß am Gewinnen. Am liebsten immer und gegen jeden. Bis zum Donnerstag haben schon vier ihrer Gegenspieler beim internationalen Meisterturnier in Augsburg diese Erfahrung gemacht. Am Sonntag stellt sich die Österreicherin aber einer ganz neuen sportlichen Herausforderung. Sie wird ab 15 Uhr im Kongress am Park Blindsimultan-Turnier gegen vier Herausforderer aus der Region spielen.

    Bei diesem Wettkampf hat die Spitzenspielerin kein Schachbrett und keinen Gegner vor Augen, sondern muss sich alle Partien merken und ihre Züge per Computer übermitteln. Ein spannendes Experiment – nicht nur für die vier Herausforderer, sondern auch für die Spezialistin. Bisher hat sie im Blindsimultan-Schach keine Erfahrung. „Ich habe es zu Hause mit meinem Freund mal ausprobiert, der auf drei Brettern gegen mich gespielt hat. Das ist ganz gut gegangen“, erzählt die 31-Jährige von ihrer Vorbereitung. Sie weiß aber nur zu gut, dass am Sonntag vor Zuschauern im Licht der Öffentlichkeit alles anders sein wird. „Ich hoffe, dass ich das ausblenden kann und mich nicht durcheinanderbringen lasse.“

    Sie hat schon ein wenig Befürchtung vor einem falschen Zug oder einer in Gedanken falsch platzierten Figur. „Mein Ziel ist es, mir alle Stellungen zu merken und nichts Grobes zu übersehen. Ich will vernünftige Partien spielen. Wenn ich 50 Prozent gewinne, wäre das ein passables Ergebnis“, sagt Eva Moser ebenso unverblümt und gerade heraus, wie sie Schach spielt. Immer fokussiert auf das, was sie antreibt: die Freude am Gewinnen.

    Zwei Stunden Training vor der

    So wie damals, als sie zehn Jahre alt war und das Schachspielen gelernt hat. „Etwas spät“, räumt Moser ein. Doch mit dem Schachunterricht an ihrer Schule in Spittal an der Drau in Kärnten nahm die Karriere ihren Lauf. „Ich habe sofort jede Partie gewonnen, das hat mir als Kind natürlich sehr gut gefallen“, erzählt Moser lächelnd. Auch ihr erstes Turnier, die österreichische Staatsmeisterschaft für Mädchen unter zwölf Jahren, verlässt sie als Siegerin. Mit 15 beschließt Eva Moser, richtig zu trainieren. Schon vor der Schule sitzt sie ein bis zwei Stunden am Brett, später werden es bis zu sechs Stunden täglich.

    Mittlerweile ist sie die einzige Frauen-Großmeisterin Österreichs und rangiert in den Top 50 der Weltrangliste. Die Betriebswirtin wurde mit dem Damen-Team des OSC Baden-Baden schon mehrfach deutsche Meisterin und errang den Titel Internationaler Meister bei den Männern.

    Ihr Leben dreht sich komplett um das königliche Spiel. Als Redakteurin bei einem Schachmagazin in Graz analysiert sie Partien, schreibt Porträts über Spieler und verfolgt das Geschehen auf der ganzen Welt. Davon profitiert auch ihr eigenes Spiel. „Das gehört alles irgendwie zu meinem Training“, sagt sie. In welcher Topform sie derzeit ist, hat sie als Führende des noch bis zum Samstag laufenden internationalen Meisterturniers (Bericht siehe unten) gerade unter Beweis gestellt.

    Da ist es wohl nur eine geringfügige Schwäche, dass ihr die Eröffnungen nicht so liegen. „Ich bin besser im Mittel- und Endspiel. Meine Partien sind deshalb auch entsprechend lang“, sagt sie schmunzelnd mit Blick auf ihre meist über sechs Stunden dauernden Partien. Ihre Gegner am Sonntag brauchen also nicht nur eine gute Kombinationsgabe, sondern auch eine gehörige Portion Ausdauer.

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