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Boxen: Einmal im Ring mit einem Ex-Weltmeister

Boxen

Einmal im Ring mit einem Ex-Weltmeister

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    Mit einem Ex-Weltmeister Sparring zu betreiben, ist ein ganz besonderes Erlebnis. Hier arbeitet Firat Arslan (rechts) mit Sepp Mangold.
    Mit einem Ex-Weltmeister Sparring zu betreiben, ist ein ganz besonderes Erlebnis. Hier arbeitet Firat Arslan (rechts) mit Sepp Mangold. Foto: Michael Hochgemuth

    Es ist voll. Über 50 Sportler sind da, Männer und Frauen jeder Altersklasse stehen im Boxring und in der Halle der Sportschule Gladiator im Augsburger Stadtteil Oberhausen. Jeder macht mit seinem Sparringspartner die vorgegebene Übung. Die Leute schwitzen, die Fenster beschlagen und es wird laut. Da muss der Leiter der Sportschule, Sedat Kececi, schon mal augenzwinkernd eingreifen: „Lasst eure Fäuste reden, nicht euer Mundwerk.“

    Normalerweise nehmen am Training 30 bis 40 Leute teil, doch am Mittwochabend ist eben kein normales Training. Mit Firat Arslan ist ein ehemaliger Box-Weltmeister im Cruisergewicht und amtierender Europameister zu Gast. Es ist eine Gelegenheit, die die Sportler nicht jeden Tag haben, mit ihm will jeder von ihnen einmal im Ring stehen.

    Sedat Kececi leitet die Sportschule und war früher Arslans Sparring-Partner.
    Sedat Kececi leitet die Sportschule und war früher Arslans Sparring-Partner. Foto: Annette Zoepf

    Firat Arslan ist ein Boxer, der einen eher ungewöhnlichen Karriereweg eingeschlagen hat. Mit 37 Jahren wurde er Weltmeister, in einem Alter, in dem fast alle Sportler ihre beste Zeit hinter sich haben. „Ich habe 19 Jahre gebraucht, um das zu schaffen. Anfangs wurde mir gesagt, dass ich nicht das Talent dazu habe“, erzählt Arslan. Es fehle ihm an Technik und Geschwindigkeit. „Ich habe dafür andere Dinge eingebracht: Härte, Mut, Willenskraft und Kondition.“

    Trotz eines vollen Terminkalenders ist Firat Arslan locker und entspannt, er ist in seinem Element, dem Boxring. Doch der Weg, der ihn dahin geführt hat, wo er heute ist, war schwer. Für ihn ist die Sparringstunde in Augsburg fast ein Heimspiel. Arslan ist 1970 in Friedberg (Landkreis Aichach-Friedberg) geboren, aber mit seiner Familie früh nach Süßen in Baden-Württemberg gezogen. (Nun kämpft er erneut um eine WM-Chance)

    Arslan kam durch die Rocky-Filme zum Boxen

    Im Kindergarten war er anfangs ein Außenseiter. Er sprach kein Deutsch und die anderen Kinder zogen ihn wegen seines Namens auf. Aus Firat wurde Zweirad oder Dreirad. „Ich habe als Kind meinen Namen gehasst und war sauer auf meine Eltern“, erzählt er. Diese Zeit hat ihn geprägt: „Ich wollte zeigen, dass ich nicht schlechter bin als die anderen.“ Daraus hat er Energie und Motivation gezogen.

    Mit 27 schlug Arslans erster Profimanager vor, ihm einen deutschen Namen zu geben, so wie es im Boxbusiness häufig üblich ist. „Aber bis dahin hatte ich meinen Namen verteidigt und wollte ihn dann behalten“, erzählt der türkischstämmige Deutsche. Sein Name stand nun für seine Identität und Herkunft.

    Zum Boxen ist Arslan durch die Rocky-Filme gekommen, die für ihn eine Inspiration waren. Aber auch sein Bruder hat eine große Rolle gespielt. Dieser hat mit dem Boxen angefangen, Firat Arslan war sein größter Fan. Irgendwann wollte er allerdings nicht immer nur von seinem großen Bruder sprechen. „Ich musste selber etwas leisten.“ Und so stieg er selbst in den Ring.

    Er lernte nicht nur im Sport, Treffer und Haken einzustecken. 2009 hatte er einen Fahrradunfall, ein Traktorfahrer hatte ihn übersehen. Es ging für den Boxer noch glimpflich aus, mit etwas Pech wäre er im Rollstuhl gelandet. „Ich habe einige Rückschläge gehabt und bin immer wieder aufgestanden.“

    "Es ist etwas Besonderes, mit ihm im Ring zu stehen"

    Sedat Kececi ist ein bisschen hektischer als Firat Arslan. Vielleicht ist es auch die Aufregung, er nutzt die Gelegenheit und den prominenten Besuch, um ein Trainingsvideo zu drehen, selbst eine Drohne schwirrt über den Boxring. Kececi und Arslan kennen sich schon aus Amateurzeiten. Der Augsburger arbeitete auch schon als Sparringspartner für Arslan. „Wir haben uns nie aus den Augen verloren“, erzählt Kececi.

    Vor fünf Jahren hat er die Sportschule eröffnet. „Ich habe im Boxen viele tolle Menschen kennengelernt.“

    Das Duell im Ring ist für ihn eine Sportart, in der man an seine persönlichen Grenzen gehe und darüber hinaus komme. „Das Boxen schlägt eine Brücke zwischen den Menschen, egal welche Nationalität oder welchen Glauben jemand hat, wir sind Sportler und gehen respektvoll miteinander um.“

    Nach einer Stunde haben alle Boxer im Raum ein paar Minuten mit Firat Arslan im Ring absolviert. Rifat Mesic war begeistert: „Er erkennt sofort jede Lücke und weiß genau, was er machen muss. Es ist etwas Besonderes, mit ihm im Ring zu stehen.“

    Gerne hätte der 18-Jährige noch ein paar Minuten länger mit Firat Arslan trainiert. Mit dem Wunsch war er an diesem Abend aber nicht alleine.

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