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Kanuslalom-Weltmeisterschaft: Lächeln in London

Kanuslalom-Weltmeisterschaft

Lächeln in London

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    Melanie Pfeifer geht als zweite Kanutin ins Kajak-Finale der Slalom-Weltmeisterschaft im Lee Valley White Water Centre 30 Kilometer nördlich von London. „Es ist eine extrem schwere Strecke“, weiß die zierliche Blondine. „Ganz ohne Fehler wird es nicht gehen.“ Aber sie fährt viel besser als im Halbfinale. Die 29-Jährige bekommt zwar zwei Strafsekunden, aber sie darf nach ihrer Fahrt durch die 22 Tore (106,33 Sekunden) in die „Leader Box“ und als Führende in die Fernsehkamera strahlen.

    Erst die Tschechin Katerina Kudejova (103,62) ist schneller unterwegs. Ricarda Funk vom KSV Bad Kreuznach, seit 2011 Trainingspartnerin von Pfeifer in Augsburg, könnte eine weitere neue Bestzeit erreichen. Aber die Europameisterin von 2014 bleibt nach Tor zwölf in einer Walze hängen, verliert einige Sekunden und reiht sich auf Platz zwei ein (105,91 Sekunden).

    Reicht dies zu einer Medaille? Zwei Slalomspezialistinnen fehlen noch. Fünf Minuten später steht fest: Die Augsburgerinnen gewinnen Silber und Bronze. „Voll geil, Vizeweltmeisterin!“, findet das Funk und fällt Pfeifer in die Arme. Diese hält sich die Hand vors Gesicht – was als Zeichen ihrer Überraschung gewertet werden kann. Sie belegt wie im vergangenen Jahr Rang drei. „Es bedeutet mir sehr viel, dass ich das zum zweiten Mal hintereinander hinkriege.“

    Die Voraussetzungen dafür waren nicht günstig gewesen. Denn die Vizeeuropameisterin von 2014 hatte in den vergangenen Wochen gekränkelt. Eine Entzündung der Stirnhöhle beeinflusste die Vorbereitung ungünstig, Pfeifer fühlt sich körperlich nicht ganz fit. Die Defizite will sie mit ihrem Gefühl für schweres Wildwasser ausgleichen.

    Das gelingt – und auch die Aufregung, die jeden WM-Start begleitet, bekommt sie weitaus besser in den Griff als manch andere Favoritin. Angenehmer Nebenaspekt: Deutschland hat den einen möglichen Olympiastartplatz für Rio 2016 sicher. Im nächsten Frühjahr entscheidet sich in der nationalen Qualifikation, wer nach Brasilien fahren darf. „Daran denke ich jetzt noch nicht“, so Pfeifer. Sie will erst einmal den Erfolg von England genießen. Nächstes Wochenende fliegt sie in die Türkei – damit werden jedes Jahr die „Champions des Jahres“ geehrt.

    Für Olympia-Silbermedaillengewinner Sideris Tasiadis (Kanu Schwaben) endet die Rückkehr an die Stätte seines größten Triumphs dagegen mit einer großen Enttäuschung. Der Canadierfahrer hat im Halbfinale nach drei Torstab-Berührungen (sechs Strafsekunden) 8,68 Sekunden Rückstand auf den Besten. Das bedeutet Rang 20 für den Vize-Europameister. Eine Medaille gibt es für ihn dennoch: Im Mannschaftswettbewerb gewinnt das deutsche Trio Silber hinter der Slowakei.

    Auch für Hannes Aigner (AKV), der vor drei Jahren noch Olympia-Bronze im Kajak-Einer gewonnen hat, ist im Einzel-Halbfinale Schluss. Mit 7,10 Sekunden Rückstand belegt er Rang 20. Die Vielzahl von Spitzenfahrern gerade in dieser Bootskategorie macht die Entscheidung häufig zum Lotteriespiel zwischen Sicherheit und Risiko. „Ich hatte mir natürlich mehr erhofft, aber die Strecke ist derart schwer, dass es vielen nicht gelungen ist, so zu fahren, wie sie es eigentlich können“, sagt Aigner. Auch die ersten Drei der Weltrangliste sind nicht im Finale, Alexander Grimm von den Kanu Schwaben zieht dagegen als Halbfinalvierter in den Endlauf der zehn Besten ein.

    Ein Fehler kurz nach dem letzten Aufwärtstor kostet dem Peking-Olympiasieger von 2008 die mögliche Medaille im Lee Valley White Water Centre. „Ich bin in der Walze hängen geblieben, habe Zeit liegen lassen, eine deutlich schnellere Zeit wäre sonst wohl möglich gewesen. Das ärgert einen natürlich im Nachhinein, ändern kann ich es aber auch nicht – es ist jetzt halt so. An sich bin ich schon zufrieden“, betont Grimm, der auch den wichtigen Olympia-Quotenplatz für den Deutschen Kanu-Verband sichert. Neuer Kajak-Weltmeister ist der Tscheche Jiri Prskavec, der mit 88,99 Sekunden über vier Sekunden schneller ist als Grimm.

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