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Boxen: Faust auf Faust

Boxen

Faust auf Faust

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    Rudolf Jozic ist ein Kerl wie ein Baum. Wo der hinhaut, wächst kein Kraut mehr. Der liebe Gott hat ihm also eine Eigenschaft geschenkt, die für ihn enorm wertvoll ist und die er am Samstag dringend benötigt. Jozic kämpft in Stralsund gegen Dennis Lewandowski um die internationale deutsche Meisterschaft im Schwergewicht. „Der Ostseehammer gegen den Ochsen aus Augsburg“, so wird dieser Fight im Osten der Republik angekündigt. Wie Jozic zählt „Ostseehammer“ Dennis Lewandowski in dieser Sportart zu jenen Leuten, denen man eine gute Zukunft prognostiziert. Jozic, der gebürtige Kroate, der in Augsburg lebt, bringt 110 Kilogramm auf die Waage.

    Gewichtsmäßig kann sein Kontrahent mithalten, der ist allerdings drei Zentimeter kleiner als Jozic. Für Jozic ist es sein vierter Profikampf. Seine bisherigen drei Kämpfe gewann er allesamt durch K. o. Jozic weiß, dass er mit einem Sieg über Lewandowski einen Riesensprung im Ranking machen könnte. Momentan rangiert Jozic auf Platz 352 der Weltrangliste. Um gut 150 Plätz könnte Jozic, der in Augsburg in Lechhausen beim BC Haan trainiert, im Ranking nach oben rücken. „Wenn er seine Linie hält, hat er gute Chancen“, meint Sergej Haan, der ihn zusammen mit seinem Bruder Alexander trainiert.

    Doch Dennis Lewandowski ist ein harter und ein zäher Brocken. Seine bisher sieben Profikämpfe konnte er alle gewinnen. Dennis Lewandowski und sein Bruder Christian, der ebenfalls Boxer ist, haben schon im vergangenen Jahr einmal gesagt: „Wir wollen die neuen Klitschkos sein.“ Von Wladimr Klitschko bekam Dennis Lewandowski öfter mal die Fäuste zu spüren, denn er zählt zu den regelmäßigen Sparringspartnern von Klitschko. „Aber ich habe ihn auch schon ein paarmal getroffen“, hat er öfter stolz erzählt.

    Jozic, der nebenbei bei seinem Onkel in der Gastwirtschaft arbeitet, hat keine Angst: „Ich freue mich auf den Kampf. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher: Ich gewinne.“ Im Osten Deutschlands hat Boxen einen enorm großen Stellenwert. Auch in Stralsund wird die Halle mit 1500 Besuchern ausverkauft sein. „Das sind teilweise noch die Strukturen aus der ehemaligen DDR. Da wurde Boxen oft stärker gefördert wie Fußball und es gab viele Box-Internate“, erzählt Sergej Haan.

    Aber nicht nur Jozic hat an diesem Abend in der Vogelsang-Halle in Stralsund Großes vor. Mit Granit Bylygbashi aus dem Kosovo hat der BC Haan noch ein Talent in seinen Reihen, das es unbedingt wissen will. Doch unter dem Namen Bylygbashi ist der 24-Jährige eher unbekannt. Granit hat sich etwas ausgesucht, das eher im Gedächtnis haften bleibt: Stein, Granit Stein. Er will am Samstag gegen Toni Camin aus Lüneburg internationaler deutscher Junioren-Weltmeister im Halbschwergewicht werden. „Ich will alles reißen, was geht. Dafür trainiere ich täglich zweimal am Tag“, sagt Stein, der einen ähnlich „großen Sprung“ in der Rangliste machen könnte wie Rudolf Jozic.

    Bei seinem Arbeitgeber Audi in Ingolstadt ließ er sich für einige Monate freistellen, um sich vielleicht irgendwann den Traum von einem Berufsboxer zu erfüllen. Stein fährt jeden Tag von Ingolstadt nach Augsburg. „In Ingolstadt gibt es keinen Profistall. Der BC Haan war von Ingolstadt aus der nächstliegende Klub, der einen guten Namen vorweist und der ein gutes Trainerteam hat. Wenn es machbar ist, möchte ich unbedingt Profi werden“, meint Stein.

    Deshalb wäre ein Sieg gegen Camin ein wichtiger Mosaikstein auf dem steinigen Weg nach oben. „Momentan bin ich auf Platz 218 der Weltrangliste. Bei einem Erfolg würde ich so auf Platz 150 landen“, so Stein.

    Steins Bilanz ist bisher nahezu makellos. In seinen bisherigen neun Kämpfen ging er achtmal als Sieger von den Brettern und einmal musste er sich in Schweden mit einem technischen Remis zufriedengeben. Dass die Halle in Stralsund voraussichtlich ausverkauft ist, spornt Stein noch mehr an: „Ich freue mich riesig und der Druck, der auf mir lastet, ist gewaltig, aber endlich kann ich auch wieder einmal zeigen, was ich drauf habe.“

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