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Schach: Drei Männer mattgesetzt

Schach

Drei Männer mattgesetzt

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    Eva Moser
    Eva Moser

    Ab dem 17. Zug kommen die Männer an den vier Schachbrettern langsam ins Schwitzen. Etwa eine Stunde ist vergangen, seit sich die Schach-Großmeisterin Eva Moser in einen kleinen abgeschotteten Raum zurückgezogen und die Blind-Simultan-Schachpartien gegen ihre Herausforderer begonnen hat.

    Während im Saal „Dialog“ im Kongress am Park rund 120 Beobachter über Großbildleinwand gespannt die Partien verfolgen, sitzt die 31-Jährige abgeschirmt und hoch konzentriert an einem Schreibtisch, auf dem nur ein Glas Wasser bereitsteht. Doch schon nach den ersten Zügen zeigt sich, wie sicher sich Eva Moser auch „blind“ auf den viermal 64 Feldern zurechtfindet, wie korrekt sie die Partien in ihrem Kopf abspeichert und mit welcher Präzision sie ihre Züge führt.

    Der beste Vereinsspieler, Thomas Kemmerling aus Neusäß, ist der erste, der nach einer Stunde und 40 Minuten mit dem 24. Zug die Segel streichen muss. Schach matt! Moser hat seinen König mit exzellenter Strategie festgesetzt. Nur einen Zug später ist auch Georg Müller aus Wehringen geschlagen. Er hat den Spezialzug, einen Bauern en passant zu schlagen, gedanklich nicht parat, was Moser sofort ausnutzt und ihn ebenfalls mattsetzt. Da kommt Kandidat Nummer drei, Werner Sedlmayr, ihr Remis-Angebot gerade recht. Die beiden hätten sich sonst ein Duell über mehrere Stunden liefern müssen. Hochzufrieden teilt Sedlmayr mit Moser den Punkt und sorgt am Ende so für den Ehren-Zähler des Männer-Quartetts. „Es ist ein sehr eigenartiges Gefühl, wenn der Gegner nicht gegenübersitzt, aber auch eine sehr interessante Erfahrung. Ich habe mich gefreut, dass ich als Vertreter der Augsburger Schach-Funktionäre den halben Punkt holen konnte“, so Werner Sedlmayr vom SK Caissa Augsburg. Am längsten wehrt sich Michael Böhm. „Ich habe ein wenig darauf gewartet, dass sie die Figuren verwechselt, aber das ist leider nicht passiert“, sagt Böhm schließlich schmunzelnd und fügt sich in seine Niederlage.

    Am Ende zollen nicht nur die vier Kontrahenten, sondern auch die zahlreichen Zuschauer der österreichischen Großmeisterin mit langem Applaus Respekt für diese Leistung und ihren überlegenen 3,5:0,5-Erfolg. „Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Ich habe nichts falsch gemacht und nie die Stellungen verloren. Es ist aber sehr anstrengend und ich bin ein bisschen erschöpft“, gesteht Moser nach der zweistündigen Gehirn-Akrobatik, die sie quasi als „Zugabe“ in Augsburg ablieferte. Denn einen Tag zuvor hatte sie schon mit einem neuen Rekord das Augsburger Meisterturnier gewonnen (siehe nebenstehender Bericht). Ohne eine einzige Niederlage brachte sie die neun Turniertage hinter sich und holte sich damit sogar eine Norm für den Großmeister-Titel in der Allgemeinen Klasse.

    Entsprechend begeistert von dem Blind-Simultan-Experiment waren die Organisatoren Götz Beck von der Regio Augsburg Tourismus GmbH und Johannes Pitl vom ausrichtenden SK 1908 Göggingen. Gemeinsam mit Marc Lang, dem Weltrekordhalter im Blind-Simultan-Schach, der die Technik und die elektronischen Bretter bereitstellte, konnte dieses Event erstmals in Augsburg auf die Beine gestellt werden. Ein Gewinn für die Sportart Schach, betonte Schirmherr Alt-Oberbürgermeister Hans Breuer, der nicht nur die Leistung der Großmeisterin, sondern auch die der vier „mutigen Männer“ würdigte.

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