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FC Augsburg: Die große Reise zum großen FC Liverpool

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Die große Reise zum großen FC Liverpool

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    Als Fotomotiv begehrt: Mit Borussia Dortmund gewannen Karl-Heinz Riedle (Mitte) und FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter (rechts) 1996 die Champions League.
    Als Fotomotiv begehrt: Mit Borussia Dortmund gewannen Karl-Heinz Riedle (Mitte) und FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter (rechts) 1996 die Champions League. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Es war gestern genau 12.28 Uhr, als die heiße Phase des Projektes „Liverpool“ für den FC Augsburg begann. Genau in diesem Moment war der FCA-Bus am Terminal C des Münchner Flughafens vorgefahren. Die Spieler stiegen aus und gingen direkt zur Passkontrolle. Etwas mehr als eine Stunde später sollte der Flieger zum Europa-League-Rückspiel beim FC Liverpool starten. Das persönliche Gepäck und die Ausrüstung waren schon am Dienstag mit dem Mannschaftsbus nach Liverpool transportiert worden.

    Alle aktuellen News zum Spiel in Liverpool gibt's in unserem News-Blog.

    Mit dabei war auch Marwin Hitz, 28. Der Torhüter wird in diesem Tagen zum zweiten Mal Vater. Der errechnete Geburtstermin vom Frau Patricia war am Dienstag, doch der Nachwuchs lässt sich noch etwas Zeit. Groß darüber reden wollte der Schweizer Torhüter aber nicht mehr. „Es ist alles abgesprochen“, sagte Hitz. Seine Konzentration galt bereits ganz dem Spiel und das war schon ohne Fragen schwierig genug für den Familienmenschen.

    Einer, der so etwas schon mitgemacht hat, ist Halil Altintop, 33. Der dreifache Familienvater erinnert sich: „Ich kann mich sehr gut in ihn hinein versetzen. Bei unserem zweiten Kind habe ich die gleiche Situation erlebt. Ich spielte damals in der Türkei. Als ich nach einem erfolgreichen Spiel auf mein Handy schaute, war eine Nachricht von meinem Bruder drauf: Der Flieger steht bereit. Ab zum Flughafen. Ich bin direkt nach Hause geflogen, war aber leider ein, zwei Stunden zu spät dran. Trotzdem war ich erleichtert, dass alles gut gegangen ist.“

    Marwin Hitz will erst gewinnen und dann ab zum Nachwuchs

    Dagegen hätte Marwin Hitz wohl nichts: Erst gewinnen, dann ab nach Hause zum Baby. Für Altintop ist ein Erfolg nach dem 0:0 im Hinspiel kein unmögliches Unterfangen. „Wenn wir uns ähnlich wie zu Hause verhalten und noch ein Tor schießen, dann bin ich überzeugt, dass wir weiterkommen“, sagte Altintop und verschwand im Transitbereich.

    Um 13.48 Uhr hob die Boeing 757-300 dann ab. An Bord des mit 275 Personen voll besetzten Condor-Charterfluges „DE 1970“ waren neben den Bundesliga-Profis und dem Betreuerstab auch zwei Dutzend Journalisten und über 200 VIP-Gäste. Sie hatten die bequemste Anreise der über 2500 Fans, die den FCA auf seiner Reise zum FC Liverpool begleiten. Zwei Fanflieger werden heute früh in Liverpool ankommen. Zudem haben viele Anhänger ihre Reise privat organisiert. Die eisenharten Fans hatten sich am Mittwoch um 14 Uhr mit dem Bus auf die 1500 Kilometer lange Reise in den Norden Englands gemacht. 18 Stunden dauerte die Fahrt.

    Doch die Strapazen sind es ihnen wert. Denn es sind historische Tage, die der FCA und seine Anhänger derzeit in der Europa League erleben. Ein Rückspiel in Liverpool, bei einem der berühmtesten Vereine der Welt, in einem der berühmtesten Stadien der Welt: der Anfield Road. Der kleine FCA, der erst 2011 in die Bundesliga aufgestiegen ist, bestreitet ein Pflichtspiel im Mutterland des Fußballs.

    Erinnerungen an Helmut Haller werden wach

    Um 15.45 Uhr landete die Maschine nach knapp zwei Stunden pünktlich in Liverpool. Während die meistens Fans lange auf ihr Gepäck warten mussten, ging es für die Spieler gleich ins Mannschaftshotel, dem „Titanic“, direkt an den berühmten Docks. Der FCA war endgültig in England angekommen. 20 Jahre, nachdem der Name FCA in England zuletzt für Schlagzeilen in den englischen Boulevardblättern gesorgt hatte. Damals hatte Helmut Haller in einer aufsehenerregenden Aktion den Spielball des WM-Finales von 1966 zurückgebracht. Den hatte sich der Mittelfeldspieler, der 2012 verstorben ist, im Wembley-Stadion nach der 2:4-Niederlage Deutschlands gegen England unter dem Arm geklemmt. Danach hatte er der Queen auf der Ehrentribüne noch die Hand geschüttelt und war gegangen. Einfach so.

    Erst als 1996 die Europameisterschaft in England anstand, bedrängten ihn englische Boulevard-Reporter, das historische Relikt zurückzugeben. Sogar die deutsche Botschaft war eingeschaltet. Schließlich flogen Helmut Haller, sein Sohn Jürgen und der Ball in einem kleinen gecharterten Flugzeug nach England. Dort übergab er das für die Engländer so wichtige Symbol an Geoffrey Hurst, dem dreifachen Torschützen des WM-Endspiels.

    Heute ist der Lederball in einer Glasvitrine im National Football Museum in Manchester ausgestellt – nur 55 Kilometer von der Anfield Road entfernt. Sollte der FCA dort heute Abend den FC Liverpool aus dem Wettbewerb werfen, wären die Schlagzeilen mindestens genauso groß wie damals, als Haller, den Ball zurückbrachte.

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