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FC Augsburg: Marvin Friedrich und der lange Weg zurück ins Team

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Marvin Friedrich und der lange Weg zurück ins Team

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    Vier Monate musste Marvin Friedrich wegen einer Schambeinentzündung pausieren. Noch reicht es nicht zum Sprung in den Bundesligakader.
    Vier Monate musste Marvin Friedrich wegen einer Schambeinentzündung pausieren. Noch reicht es nicht zum Sprung in den Bundesligakader. Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

    Gestern gab es für Marvin Friedrich, 21, eine schlechte Nachricht. Der Innenverteidiger des FC Augsburg stand wieder einmal nicht im Bundesliga-Kader. Er fährt heute nicht mit zum Auswärtsspiel auf Schalke (Sonntag, 15.30 Uhr), sondern spielte gestern mit der U23 beim FC Ingolstadt II.

    „Es ist nicht schön, zu erfahren, dass man nicht im Kader ist. Aber das ist für keinen Spieler schön, denn wir sind alle hier, um zu spielen“, hatte Friedrich schon am Dienstag zu Beginn der Trainingswoche von seinen Erfahrungen nach der Winterpause erzählt. Natürlich wäre der gebürtige Kasseler gern in seine zweite Heimat Gelsenkirchen zurückgekehrt. Die letzten fünf Jahre vor seinem Wechsel im Sommer zum FC Augsburg hatte er auf Schalke gespielt. Doch nach seiner langwierigen Verletzung, die ihn die komplette Vorrunde kostete, muss sich Friedrich noch hintanstellen und Spielpraxis sammeln.

    Friedrich kam aus Schalke zum FC Augsburg

    Dabei schien an seinem neuen Arbeitsplatz im Juni alles optimal zu laufen. Der FCA hatte das Verteidiger-Talent für eine geschätzte Ablösesumme von einer Million Euro gekauft und mit einen Vertrag bis 2019 plus Option ausgestattet. Zu Beginn der Vorbereitung trainierte Friedrich voll mit. Dann kamen die Schmerzen in der Leiste. Ab und zu ein Brennen in der Leiste, bei den Sprints ein Ziehen. Es ist eine Schambeinentzündung, die Horrorverletzung für Profi-Fußballer. Außer Ruhe und einer langen Pause hilft nicht viel gegen die Entzündung.

    Bei Friedrich wurde sie durch einen Beckenschiefstand hervorgerufen. Der muss nun mit einer Einlage im rechten Schuh ausgeglichen werden. „Meinen Anfang hatte ich mir natürlich anders vorgestellt. Ein neuer Verein, neue Mitspieler und dann fällt man so lange aus. Es war eine harte Zeit“, erinnert sich Friedrich zurück. Er ist ehrgeizig, will zeigen, dass er Bundesliga spielen kann. Doch nun ist er zuerst zum wochenlangen Nichtstun verurteilt, dann folgt eine lange Rehazeit.

    Friedrich konzentriert sich seit einiger Zeit lieber auf die positiven Aspekte. „Zum Glück waren es nur vier Monate, denn es hätte auch noch viel länger dauern können.“

    Ein Schicksalsschlag in seiner Familie hat seine Sichtweise verändert. Sein älterer Bruder Steffen, 22, spielte bis Ende Dezember 2015 beim Regionalligisten KSV Hessen Kassel, ehe er beim Punktspiel gegen Offenbach auf dem Spielfeld zusammenbricht. Die bittere Diagnose: Herz-Rhythmus-Störungen. Wie sich später herausstellt, werden sie durch eine virusbedingte Herzmuskelentzündung hervorgerufen. Steffen Friedrich bekommt einen mobilen Defibrillator, den er immer bei sich tragen muss.

    Der rettet ihm im Februar 2016 sein Leben. Steffen besucht Marvin in Düsseldorf, dort wohnt der Schalke-Profi inzwischen, und bricht vor dessen Augen zusammen. Die Stromschläge des Defibrillators holen ihn zurück. „Das trägt man für sein Leben mit, denn Gesundheit in der Familie ist das Allerwichtigste“, sagt Marvin Friedrich heute.

    Marvin Friedrich will sich nicht unter Druck setzen

    Sein Bruder bekommt nach einem weiteren Zusammenbruch ein paar Monate später einen festen Defibrillator direkt neben dem Herzen implantiert. Steffen kann zwar nicht mehr Fußball spielen, doch er kann sein Lehramtsstudium fortführen und er arbeitet als Teammanager bei Hessen Kassel. Marvin ist erleichtert: „Zum Glück geht es ihm jetzt ein wenig besser mit dem Defibrillator, aber er muss mit dem Sport ziemlich zurücktreten, da er immer noch sehr anfällig für Infekte ist.“ Er telefoniert täglich mit seinem Bruder.

    Marvin selbst will sich selbst auf seinem langen Weg zurück nicht zu sehr unter Druck setzen. Im November spielte er noch einmal für die Regionalligamannschaft, bevor die in die Winterpause ging. Vergangene Woche stand er nun beim 0:1 gegen Unterhaching wieder für den FCA II auf dem Platz. „Ich war jetzt vier Monate komplett raus. Jetzt habe ich seit langem mal wieder 90 Minuten durchgespielt. Es hat sich gut angefühlt, wieder im Trikot auf dem Platz zu stehen. Es ist wichtig, Spielpraxis zu sammeln, um wieder an das Bundesliga-Niveau heranzukommen.“

    Natürlich will Friedrich so schnell wie möglich in der Bundesliga spielen, aber er ist geduldig: „Ich bin froh, dass ich wieder auf dem Platz stehen und Woche für Woche Gas geben kann.“

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