Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten
FC Augsburg
Icon Pfeil nach unten

FC Augsburg: Der FCA setzt im Rasen auf Plastik

FC Augsburg

Der FCA setzt im Rasen auf Plastik

    • |
    Der Hybridrasen kommt nun auch in Arena des FCA zum Einsatz.
    Der Hybridrasen kommt nun auch in Arena des FCA zum Einsatz. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Dieses Bild ist ungewohnt. Nicht Fußballer wandeln dieser Tage über den Rasen der Augsburger Arena, zwei kleine Partyzelte schweben übers Grün. Unter ihrer Hülle verbirgt sich eine Gerätschaft, die viel mit einer Nähmaschine gemein hat. Die niederländische Firma Desso Grassmaster verwandelt das Geläuf des FC Augsburg während der Sommerpause in ein Hightech-Produkt: einen Hybridrasen. Kurz beschrieben verstärken fortan 20 Millionen Kunstfasern den Arenarasen.

    Stefan Reuter, Geschäftsführer Sport des FC Augsburg, ist von diesem Produkt überzeugt. Aus verständlichen Gründen. Ehe der 49-Jährige den Weg zum FCA fand, reiste er für eine Agentur durch Deutschland, Österreich und die Schweiz und warb für eben jenes Rasenmodell. Seit einem Jahr trainieren die FCA-Profis bereits auf künstlich verstärktem Gras, nun rüstet der Klub bei seiner Spielfläche nach. „Wir glauben, dass wir gerade in den Wintermonaten weniger Spielschäden haben werden“, sagt Reuter.

    Der Entscheider besuchte Stadien in London, schaute in Wolfsburg vorbei und erkundigte sich bei Sportschulen. Außerdem habe man auf dem Trainingsplatz sehr gute Erfahrungen gesammelt, Greenkeeper Arndt Valbert sei überzeugt davon. „Er hält länger, hat mehr Stabilität, lässt Wasser durch“, sagt Reuter. Neben den praktischen Erfahrungen erläutert er einen weiteren Beweggrund: „Wir achten immer auf die Kosten und sind überzeugt, dass sich das sehr schnell amortisiert.“ Wie hoch die Kosten sind, will Reuter indes nicht beantworten. Experten sprechen von rund 350000 Euro.

    Schwab preist seinen Rollrasen an

    Günther Schwab sieht den Hybridrasen weitaus kritischer. Schon seines Berufs wegen. Mit seiner Firma nahe Schrobenhausen vertreibt er Rollrasen, ein reines Naturprodukt. In der Vergangenheit hat er öfters die Augsburger Arena beliefert, zuletzt habe man aber preislich nicht zueinander gefunden, wie Schwab es formuliert.

    Schwab preist die Vorteile seines Produkts an. Gerade sein bayerischer Rollrasen, der eineinhalb Jahre heranwachse, bestenfalls noch länger, sei wegen des gewohnten Klimas äußerst strapazierfähig. „In Ingolstadt liegt der gleiche Rasen seit fünf Jahren, in Nürnberg seit drei Jahren“, betont Schwab.

    Premiere-League- oder Footballklubs vertrauen weltweit auf Hy-bridrasen. Schwab bezweifelt indes, dass sich das Natur-Kunststoff-Gemisch dauerhaft in der Bundesliga durchsetzen wird. Er verweist auf mögliche Schwächen. Sein Rollrasen koste nur rund 100000 Euro. Statt auf die Hybridtechnik zu setzen, könne man dreimal das Naturprodukt tauschen. Zudem beliefen sich die Entsorgungskosten eines Hybrids auf mehrere Hunderttausend Euro. Die Materialien nach dem Abtragen zu trennen, sei unmöglich, so Schwab, da es sich um Sondermüll handele.

    Beim Hybridrasen übernehmen Plastikhalme die statische Funktion des Rasens. Schwab formuliert es überspitzt: „Der natürliche Rasen verkommt zu einem dekorativen Objekt.“

    FC Bayern München nicht zufrieden mit dem Hybridrasen

    Zwischen Sand und Plastik sprießt Rasen, Maschinen fädeln das Plastik in den Boden.
    Zwischen Sand und Plastik sprießt Rasen, Maschinen fädeln das Plastik in den Boden. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Dass ein Hybridrasen kein Allheilmittel ist, zeigt das Beispiel FC Bayern München. Das Mischprodukt bereitete im Stadion und auf den Trainingsplätzen 2015 Probleme. Lahm und Co. beschwerten sich, er sei härter. Bei täglicher Nutzung könnte das den Gelenken der Spieler schaden. Auf dem Trainingsgelände soll der Rekordmeister daher zum natürlichen Produkt zurückkehren. Und in der Münchner Arena verwandelte sich das Geläuf im vergangenen Sommer in einen versandeten Bolzplatz. Ihm fehlte Luft und Licht, er verfilzte, das Wasser drang nicht mehr bis zu den Wurzeln des Naturrasens vor.

    Die Pflege eines Hybridrasens unterscheidet sich kaum von der des rein natürlichen Untergrunds. Manche Probleme lassen sich schlicht nicht lösen, seit die Klubs ihre Profis in modernen, engen Arenen mit steilen, hohen Zuschauerrängen auftreten lassen. Riesige Lampen spenden künstliches Licht, wenn Rasenbereiche ganzjährlich im Schatten liegen. In der Augsburger Arena ist vorwiegend der südliche Rasenteil betroffen.

    Gefeit ist kein Klub davor, irgendwann den Rasen auszutauschen. Experte Schwab fasst zusammen: „Wie lange ein Rasen hält, bleibt immer ein Risikospiel.“ Wetter, Witterung, Länge der Spielpausen, Luftzirkulation – alles müsse passen, meint er. Zudem gebe es klimatische Unterschiede. Ein Rasen, der sich in England oder Holland bestens entwickle, müsse deshalb nicht in Deutschland sprießen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden