Der Bürgerkrieg war weit weg. Mohamed Dakkak verdiente sein Geld im Burj al Arab. Das Luxushotel ragt in Dubai aus dem Meer und hat sieben Sterne. Der junge Syrer arbeitete dort im Hotelmanagement. Während in seiner Heimat das Chaos ausbrach, lernte er Gäste aus der ganzen Welt kennen und hatte eine amerikanische Freundin. Nach dem Wechsel in ein anderes Luxushotel zerbrach die schöne Welt. Die Schwester des syrischen Präsidenten, Baschar al-Assad, Bushra, sei in das Hotel gekommen. Wenig später begann seine Flucht.
Das Warten auf die Anerkennung in Deutschland ist zäh
Seit Dezember lebt der 23-Jährige in der Asylunterkunft in der Ottostraße. Sie gehört zu den besten in der Stadt, ist aber natürlich weit entfernt vom Luxus Dubais. „Das ist o.k.“, sagt Mohamed Dakkak in sehr gutem Englisch. Er hat sich nie beschwert und gehörte nicht zu der Gruppe von Flüchtlingen, die im Dezember vor dem Rathaus protestierten. Anders als die Familien ist er Asylbewerber und kein Kontingentflüchtling. Von ihnen leben 37 in der Ottostraße und sie dürfen sofort arbeiten und erhalten statt Essenspaketen Geld. Der Syrer muss wie die anderen 65 Asylbewerber dort erst auf seine Anerkennung warten. Sie dürfte nach Auskunft von Fachleuten bald kommen, denn niemand muss nach Syrien zurück. Doch das Warten ist zäh. „Es ist langweilig. Ich würde gerne die Sprache lernen und arbeiten“, sagt der junge Mann. Wie in Dubai.
Mit dem Besuch von Baschar al-Assads Schwester begann seine Flucht
Im Jahr 2010 hatte er seine Heimatstadt Damaskus verlassen, um am Golf zu arbeiten und dem Wehrdienst zu entgehen. Fünf Monate später begann der Bürgerkrieg, in dem schon fünf seiner Freunde starben. Er war weit weg davon, bis Bushra al-Assad kam. „Ab dieser Zeit gab es unter uns 25 Syrern in dem Hotel Streit“, erzählt Mohamed Dakkak. Die einen waren für Assad, die anderen gegen ihn. Er habe sich aus dem Streit herausgehalten. Doch das Hotel habe schnell gehandelt und die Kündigung für alle vorbereitet. Als er keine neue Stelle fand, verlor er sein Visum und hätte zurück nach Syrien gehen müssen. Davor hatte er Angst.
Wehrdienst leisten oder als Verräter im Gefängnis sitzen
Mohamed Dakkak hätte Soldat werden müssen, oder „man hätte mich als Verräter ins Gefängnis gesteckt“. Als Sunnit habe er sich zudem vor dem Präsidenten – ein Alevit – und seinem Apparat gefürchtet. Der junge Mann entschied sich für die Flucht. Über Ägypten kam er nach Libyen. Dort lebten seine Eltern und zwei Brüder. Die Familie hatte einst ein Autohaus in Damaskus und lebte gut, bis eine Rakete einschlug. Vom unruhigen Libyen aus („dort gab es keinen Staat“) floh er weiter bis nach Deutschland. Über München kam er nach Augsburg. Einer seiner drei Brüder ist in Plauen. Nur einige Verwandte leben weiter in Syrien und kommen von dort nicht weg.
Viele Syrer bereuen die Revolution
Der 23-Jährige hält den Kontakt zu ihnen. „Es ist kalt, sie haben stundenlang keinen Strom und trauen sich nicht auf die Straße. Man weiß nie, wann eine Rakete kommt“, sagt er. Mohamed Dakkak ist traurig über das Blutvergießen. Assad, sagt er, ist ein Diktator, die Polizei streng und offene Worte können gefährlich sein. „Doch wenn wir vorher gewusst hätten, wie schlimm es jetzt ist, hätten viele die Revolution nicht gewollt“, sagt er.
„Keiner will ein islamistisches Syrien“
Wütend ist er auf die Islamisten, die jetzt in Syrien mitmischen: „Kein Syrer will, dass Syrien ein islamistisches Land wird.“ Er selbst ist Muslim, lebt aber ohne strenge Regeln: Alkohol und auch Schweinefleisch sind für ihn kein Tabu. Die Religion eines Menschen ist für ihn unwichtig: „Wir haben den gleichen Gott“, sagt Mohamed Dakkak. Sobald er als Asylbewerber anerkannt ist, will er sein Glück in Deutschland versuchen, obwohl das nie so geplant war.
Sobald er Deutsch sprechen kann, will er eine Ausbildung machen
„Wir sind alle nur hier, weil wir nicht woanders hin konnten“, sagt er. Sobald er Deutsch kann, will Mohamed Dakkak eine Ausbildung machen und Geschäftsmann oder Banker werden. Oder in die Fliegerei gehen. Als Pilot oder Fluglotse