Als Roswitha Kugelmann vom Sozialkaufhaus „Contact“ das Buch „Kreuzberg kocht“ zum ersten Mal in der Hand hielt, war ihr klar, dass es so etwas auch für Augsburg geben müsste. Dabei handelt es sich allerdings nur in zweiter Linie um ein Kochbuch. Vorrangig geht es darum die Vielzahl an Menschen und Vereinen vorzustellen, die sich in der Stadt engagieren. Sie alle verbindet der Wunsch, die Welt besser und gerechter zu machen und anderen Menschen zu helfen.
So steuerte beispielsweise Erwin Schletterer vom Verein „Brücke“ das Rezept eines finnischen Kartoffelauflaufs zum Buch bei. Der verein unterstützt straffällig gewordene Jugendliche. Die BMX-Fahrer und Skater vom Verein „Razed kochten „Tropical Voodoo Curry“. Sie bieten Kurse für autistische Kinder an. Ein Rezept ihrer Oma steuerte Unternehmerin Sina Trinkwalder bei: Böhmische Rouladen. Sie setzt sich für faire Löhne und Arbeitsbedingungen ein und hat in ihrem Unternehmen (Manomama) viele Ältere, Alleinerziehende und Geringqualifizierte eingestellt. Idealerweise über offenem Feuer wird das Gericht von den Machern der Cityfarm in Oberhausen zubereitet: Kaninchen-Kesselgulasch mit Mangoldrolle. Benjamin Vogt und seine Frau Ildikó wollen altbewährtes Wissen über Tiere und Pflanzen weitergeben. Sie informieren über Themen wie das Imkern und beteiligen sich an Saatguttauschbörsen.
Schön und anstrengend
Für Kugelmann und ihr Team war die Arbeit am Buch eine „schöne aber auch anstrengende Zeit.“ Von Mai bis Ende Oktober waren sie nahezu permanent im Einsatz. „Zum Glück war uns vorher nicht klar, wie viel Aufwand das Projekt mit sich bringt, sonst hätten wir es vielleicht nicht gemacht“, sagt Kugelmann und schmunzelt. Am Ende sei ihr auch etwas „die Luft ausgegangen“, doch dank des Einsatzes von Co-Autorin Ann-Kathrin Glania-Bunea sei das Buch noch rechtzeitig fertig geworden. Sie besorgte die fehlenden Rezepte und tippte sie ab.
Nach dem gemeinsamen Kochen mit den Initiativen setzte Fotografin Eda Zeh das Gericht immer erst einmal ins richtige Licht, bevor gemeinsam gegessen wurde. Ihr ist es auch zu verdanken, dass das die Buchidee doch noch umgesetzt wurde, es klappte nämlich erst im dritten Anlauf. Beim ersten Mal vor drei Jahren musste eine Mitstreiterin aufgrund einer beruflichen Veränderung aussteigen. Der zweite Versuch scheiterte, weil die schwere Krankheit eines engen Freundes und Mitstreiters zu schnell fortschritt und er im März diesen Jahres starb. Im Frühjahr drängte Eda Zeh dann darauf, dass es mit dem Projekt losgeht.
Verblüffende Erfahrung
Bei den Treffen mit den Initiativen saßen die Beteiligten nach dem Kochen und Essen oft noch stundenlang zusammen und unterhielten sich. Am spannendsten sei gewesen, die Gesichter hinter den Projekten kennenzulernen, so Glania-Bunea. „Wir wussten bei einigen vorher nicht genau was uns erwartet. Die verblüffendste Erfahrung während des Projektes war für mich, wie schnell eine freundschaftliche Ebene entstehen kann.“ Kulinarisch haben sie persönlich die Champignon-Knödel in Rieslingsoße begeistert, das die Macher des Magazins „Lifeguide“ kochten.
Aus Sicht von Roswitha Kugelmann ist das Buch ein „eindeutiger Beweis“ dafür, was für eine „großartige Stadt“ Augsburg ist, mit seinen vielen engagierten Menschen.
Vertrieb Das Buch „Augsburg kocht“ ist im Wißner-Verlag mit einer Auflage von 5000 Stück erschienen. Es kostet 18,90 Euro. Verkauft wird es unter anderem im Sozialkaufhaus in Haunstetten, Im Tal 8, und von den beteiligten Initiativen und Organisationen sowie in Buchhandlungen. Es kann zudem bei den Onlinehändlern Amazon und Weltbild bestellt werden.