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Älteste Augsburgerin: Karolina Gröber wird heute 110 Jahre alt

Älteste Augsburgerin

Karolina Gröber wird heute 110 Jahre alt

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    Ein Hoch auf den Geburtstag: Karolina Gröber ist die älteste Augsburgerin. Heute wird sie 110. Das Foto zeigt sie an ihrem Hundersten. Damals ging es Karolina Gröber noch so gut, dass sie mit ihrer Familie anstoßen konnte.
    Ein Hoch auf den Geburtstag: Karolina Gröber ist die älteste Augsburgerin. Heute wird sie 110. Das Foto zeigt sie an ihrem Hundersten. Damals ging es Karolina Gröber noch so gut, dass sie mit ihrer Familie anstoßen konnte. Foto: Fotos: privat

    Mit 20 Böllerschüssen wird am Neujahrsmorgen 1900 die Erhebung Lechhausens zur Stadt gefeiert. Sehr viel ruhiger kommt gut ein Jahr später, am 27. April 1901, in der neuen Stadt ein Kind zur Welt. Heute wird das Mädchen von damals 110 Jahre alt: Karolina Gröber ist damit die älteste Augsburgerin und einer der ältesten Menschen in Deutschland.

    Fast ihr ganzes Leben hat Karolina Gröber in Augsburg verbracht. Es ist eng mit historischen Ereignissen verknüpft, die auch für die Stadt bedeutend waren. Mit einem Besuch Ludwigs III. zum Beispiel. 1906 kam er anlässlich der Jahrhundertfeier zur Einverleibung Augsburgs ins Königreich Bayern in die Stadt. Die kleine Karolina stand am Straßenrand und jubelte ihm zu. „Meine Mutter hat oft von diesem Besuch erzählt“, sagt Gröbers Tochter Rosemarie Donau.

    Das Erinnern – seit einigen Jahren hat Rosemarie Donau es für ihre Mutter übernommen. Karolina Gröber lebt im Seniorenheim St. Afra, doch es geht ihr nicht mehr so gut, dass sie selbst von ihrer Vergangenheit erzählen könnte. „Bis zu ihrem Hundertsten war sie gut beieinander. Dann hatte sie zwei Oberschenkelhalsbrüche, von denen sie sich nicht mehr recht erholte.“

    In der Familie aber wird das Andenken hoch gehalten. Und so erzählt Rosemarie Donau von der Kommunion ihrer Mutter im Jahr 1913. Ein altes Bild zeigt das Mädchen mit ernstem Gesicht in einem langärmligen, weißen Kleid. Auch für Lechhausen ist dieses Jahr bedeutend: Am 1. Januar wird die junge Stadt nach Augsburg eingemeindet. 14172 Lechhauser werden Augsburger. 1913 ist auch das Jahr, in dem Rudolf Diesel ums Leben kommt. Er hatte in Augsburg seinen Dieselmotor entwickelt.

    Ein Jahr als Haushaltshilfe bei einer Familie

    1920 geht Karolina Gröber für ein Jahr zu einer Familie ins Rheinland – als „Stütze der Hausfrau“. Die Augsburgerin lebt bei einer strengen Familie. Es ist eine Zeit, die sie prägt, von der sie später, zurück in Augsburg, noch oft erzählen wird. Auch ein anderer Mensch kehrt damals seiner Heimatstadt Augsburg den Rücken, allerdings dauerhaft: Bert Brecht siedelt 1920 nach München über.

    Eher spät für damalige Verhältnisse, mit 26 Jahren, heiratet Karolina Gröber ihren Mann Anton. Zehn Jahre später, 1937, kommt die gemeinsame Tochter Rosemarie zur Welt. Auch für Augsburg verändert sich in diesen zehn Jahren einiges: 1929 und 1930 entsteht im Zentrum der Stadtmarkt, der die bislang auf unterschiedlichen Plätzen abgehaltenen Märkte an einem Ort zusammenfasst. Auch die Freilichtbühne am Roten Tor entsteht in dieser Zeit, im Jahr 1929.

    Rosemarie Donau bleibt Karolina Gröbers einziges Kind. Im Jahr 1975 heiratet sie ihren Mann Wolfgang. Wieder ein bedeutendes Jahr für Karolina Gröber, wieder ein bedeutendes Jahr für Augsburg: Mit dem Glöggler-Konzern bricht in Augsburg ein großes Textilunternehmen zusammen. Lange Zeit war dies einer der größten Industriezweige in Augsburg. Eine Branche, die auch Karolina Gröber nicht fremd ist: Als junges Mädchen hatte sie noch vor dem Ersten Weltkrieg eine Schneiderlehre begonnen, diese aber abgebrochen. „Es war eine Zeit, in der es den Leuten nicht gut ging, irgendwann gab es keinen Stoff mehr, aus dem man Kleider hätte nähen können. Da wechselte meine Mutter zur Firma Prinz in den Versand.“

    Heute, am 110. Geburtstag ihrer Mutter, wird Rosemarie Donau mit ihrer Tochter Verena ins Altenheim St. Afra gehen. Kein leichter Gang, denn die Mutter und Oma Karolina Gröber wird mit den beiden nicht anstoßen können. Doch Zurückdenken an ein bewegtes Leben – es geht auch ohne große Worte.

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