Am liebsten würde er eine Tablette bekommen. Eine Tablette, die die Bilder in seinem Kopf auslöscht. Mit 17 Jahren musste er mit ansehen, wie sein Vater erschossen wurde. Seitdem erlebt er diesen Moment immer wieder. Glasklar und ungefiltert, als ob es gerade eben erst passieren würde. Von einem Tag zum anderen wurde er zum Familienoberhaupt und floh mit seiner Mutter und seinen kleinen Geschwistern von Afghanistan in den Irak. Von da aus schaffte er es allein, zu Fuß, nach Deutschland. Jetzt geht er hier zur Schule. Aber seit drei Monaten hat er nichts mehr von seiner Familie gehört. Er befürchtet das Schlimmste und ist am Ende seiner Kräfte. Er geht nicht mehr zur Schule, er schafft es nicht, sein Zimmer zu verlassen.
Flüchtlinge