Fuggerstraße. Drei Treppen runter, schwarzes Ledersofa, rotes Licht im Barraum. Eine barbusige Schöne aus Gips empfängt die Gäste der Tabledance-Bar. Rechts die Strip-Bühne, Spiegel, noch mehr Rot, Séparées im Halbrund. Von der Bar aus lästern Produktionsleiter (Holger Seitz) und Regisseur (Martin Schülke) samt Assistentin (Kim Ramona Ranalter) über zwei Casting-Kandidatinnen. Nervös-schüchtern kneten die beiden ihre Finger. Dann spielen sie die Szene von Fausts Gretchen, die den Schmuck findet, der sie für immer an Faust binden soll. „Warum nur wollen alle Schauspielerinnen immer Gretchen sein?“ brüllt der Produktionsleiter von hinten. Er testet die jungen Frauen. Sind sie dabei, wenn es ums Ausziehen, um Menstruation und Sex auf der Bühne geht? Ja, sagen sie. Schließlich wollen sie eine Rolle. Doch der Chef steht auf die langsame Unterwerfung. Frauen sollten Nein-Sagerinnen sein, findet er. Schließlich ist es der Prozess der Demütigung, der ihn antörnt. Es sind eindeutige, unsympathische Signale, die er schon zu Beginn der Premiere von „Leck mich Faust“ in der schummrigen Tabledance-Bar aussendet.
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