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Augsburg: Die siebenwöchige Sperrung des Judenbergs sorgt für Ärger

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Die siebenwöchige Sperrung des Judenbergs sorgt für Ärger

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    Ab Montag, 8. Mai, wird der Judenberg für sieben Wochen gesperrt, weil dort Fernwärme- und Stromleitungen verlegt werden müssen.
    Ab Montag, 8. Mai, wird der Judenberg für sieben Wochen gesperrt, weil dort Fernwärme- und Stromleitungen verlegt werden müssen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Bald wird der Judenberg für Fußgänger und Fahrradfahrer sieben Wochen lang komplett gesperrt. Danach folgen dort weitere wochenlange Bauarbeiten. Viele Einzelhändler und Gastronomen in der Altstadt sind darüber entsetzt. Das wurde an einem Infoabend für sie deutlich, an dem Vertreter des Tiefbauamtes und der Stadtwerke über das Vorhaben berichteten.

    Grund für die Sperrung der für Passanten wichtigsten Verbindungsachse zwischen Altstadt und Innenstadt sind die Verlegungen neuer Fernwärme- und Stromleitungen durch die Stadtwerke. Die Vollsperrung des Judenbergs beginnt am Montag, 8. Mai, und dauert voraussichtlich bis Freitag, 23. Juni.

    Rund 40 Geschäftsinhaber beim Infoabend

    Danach wird der kurze, steile Berg wieder begehbar sein – aber zunächst eingeschränkt. Abschließend stellt das Tiefbauamt dort die Oberfläche wieder her. Die Arbeiten sind bis zum 11. August anvisiert. Rund 40 Geschäftsinhaber kamen zu dem Infoabend. Einige zeigten sich ziemlich verärgert. Betroffen von den Bauarbeiten ist unter anderem Nahrin Özkaya. Er betreibt das Altstadtcafé am Judenberg und muss in der Zeit auf seine Außenbestuhlung verzichten. „Da kann ich gleich zumachen“, sagte er.

    Die Einzelhändler befürchten erhebliche Umsatzeinbußen in der mehrwöchigen Bauzeit. Zwar bleiben ihre Geschäfte erreichbar, aber das Laufpublikum, das den Berg als Weg in die Innenstadt nutzt, fällt sicherlich weg. „Der Judenberg ist unsere Lebensader“, betonte eine Ladeninhaberin an dem Infoabend mit Nachdruck.

    So sollen die Fußgänger umgeleitet werden.
    So sollen die Fußgänger umgeleitet werden. Foto: AZ-Grafik, Quelle: Stadtwerke

    Tatsächlich gibt es jeden Tag einen beachtlichen Menschenstrom auf dieser Strecke. Vor allem auswärtige Augsburg-Besucher parken gerne in der City-Galerie und nehmen den Weg durch die Altstadt hoch in die Maximilianstraße. Im Jahr 2016 wurden an einem Samstag in der Weißen Gasse 1100 Passanten pro Stunde gezählt. Für Fußgänger werden während der Sperrung am Judenberg zwei Umleitungen ausgeschildert.

    Passanten sollen erst einmal zum Judenberg geleitet werden

    Einmal über den Hunoldsberg, der auch für Fahrradfahrer und Kinderwagen geeignet ist. Die andere Umleitung erfolgt über den Eisenberg, also die Treppe am Rathaus. Kommen die Passanten von oben aus der Innenstadt, sollen sie mit entsprechenden Schildern erst mal zum Judenberg geleitet werden. „Wir wollen die Leute so führen, dass sie dort die Geschäfte ansteuern. Sie sollen nicht in anderen Gassen verloren gehen“, sagt Johannes Althammer vom Altstadtverein.

    Die Bauarbeiten sind notwendig. Die Fernwärmeleitung in diesem Bereich stammt aus den 60er Jahren und muss erneuert werden, machte Planungsleiter Herbert Schaller von den Stadtwerken klar. Die Arbeiten beginnen, wenn das Gerüst von Max 23 abgebaut ist. Die Sperrung wurde extra so koordiniert, dass sie zwischen dem Marktsonntag am 7. Mai und den Augsburger Sommernächten, 29. Juni bis 1. Juli, liegt. Einige Einzelhändler äußerten, dass sie zu spät über die anstehende Sperrung informiert wurden. Simone Nerdinger etwa, die am Berg ihr Tee- und Süßwarengeschäft betreibt. „Ich habe schon in der Weihnachtszeit für Mutter- und Vatertag geordert und bezahlt. Da geht es um verderbliche Ware.“

    Gabriele Hübner vom Bekleidungsgeschäft „Mode im Lustgarten“ war richtig sauer. „Ich habe ein großes Geschäft von 1000 Quadratmetern. Der Einkauf läuft ein halbes Jahr vorher. Wie kurzfristig wollten sie uns denn noch informieren?“ Rückendeckung erhielten die Geschäftsleute von Wolfgang Puff vom Einzelhandelsverband.

    Zu spät informiert?

    „Die Information ist definitiv zu spät gekommen. Die Unternehmer müssen planen und sich ausrichten“, kritisierte er am Infoabend die Koordinatoren von Stadtwerken und Tiefbauamt. Die Informationspolitik blieb nicht das einzige Thema, bei dem Unmut laut wurde. Auch ein städtisches Schreiben kam nicht gut an.

    Johannes Althammer las den Brief des Ordnungsamtes an den Grußkartenshop Rosenberger vor. Darin wird klargestellt, dass die Geschäftsinhaber während der Bauzeit ihre Postkartenständer nicht vor die Ladentür stellen dürfen wie sonst üblich, aber die Gebühren dafür von der Stadt trotzdem weiter berechnet werden. „Das ist nicht gerecht“, schimpfte der Vorsitzende des Altstadtvereins. Die Baustelle am Judenberg wird in nächster Zeit nicht die einzige in der Altstadt bleiben.

    Wie an dem Abend bekannt wurde, wird anschließend im August eine neue Fernwärmeleitung im Hunoldsgraben verlegt. 2018 muss dann die Weiße Gasse für eine neue Fernwärmeleitung aufgerissen werden. Hier könne man, wie auch bei der Baustelle am Judenberg, nicht schon länger im Voraus den genauen Termin bekannt geben, betonte Jürgen Fergg, Pressesprecher der Stadtwerke. Eine genaue Koordinierung sei oft langfristig nicht möglich, weil bei solchen Maßnahmen viele Rädchen ineinandergreifen müssten.

    Einen Kommentar zur Sperrung des Judenbergs lesen Sie hier: Kommentar: Mehr an die Geschäftsleute denken

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