Vorneweg: Augsburg ist eine großartige Stadt. Und wenn es nicht so traurig wäre, wäre es oft wirklich zum Lachen.
Der neueste Fall: Hupen nach Hochzeiten. Das, so hat nämlich Ordnungsreferent Dirk Wurm kürzlich mitgeteilt, sei eine Ordnungswidrigkeit. Und das bedeutet, dass es mit einer Geldbuße bestraft werden kann. Ein neuer Flyer soll Hochzeitswillige und deren Gäste darüber informieren, dass Autokorsos und eben Hupkonzerte in der Stadt nicht gewünscht sind. Lautes Freuen? Verboten!
Augsburg ist eine großartige Stadt. Und wenn es nicht so traurig wäre, wäre es oft wirklich zum Lachen. Denn, alle paar Jahre ploppt aus irgendeiner Ecke irgendein Offizieller, der meint, sich mit irgendeinem neuen Verbot in der Stadtgeschichte verewigen zu müssen – und damit für Schmunzeln sorgt.
Unvergessen das Döner-Verbot, über das vor ein paar Jahren Menschen in der ganzen Bundesrepublik den Kopf schüttelten: Nach ein Uhr, so war die Regelung des damaligen Ordnungsreferenten Walter Böhm, sollte in der Maxstraße kein Essen mehr zum Mitnehmen verkauft werden – wegen angeblicher Belästigung durch Lärm und Dreck, die man den Anwohnern in der Maxstraße ersparen wollte.
Ein Protest-Picknick nach Mitternacht mit ein paar hundert Leuten auf dem Rathausplatz war die Folge. Der Döner-Laden Arkadas, der quasi der Stein des Anstoßes war, stellte kurzzeitig Türsteher ein und musste sich deshalb selbst wegen Freiheitsberaubung verklagen lassen. Und, schließlich, kippte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof Anfang 2010 das absurde Verbot – und die Stadt kehrte wieder zur Normalität zurück. Oder doch nicht?
Vogelkot, Obst-und-Gemüse-Trennung, Hupverbot...
Im selben Jahr verbot das städtische Veterinäramt den Zuschauern das Applaudieren, wenn Zauberer Hardy ein Kaninchen aus dem Hut zauberte. Das sei aus Gründen des Tierschutzes erforderlich, so das Amt. Als Medien bundesweit über das Verbot berichteten und sich gehörig darüber lustig machten, ruderte der damalige Ordnungsreferent Rainer Schaal zurück.
Unvergessen auch der Streit um den Grillwurst-Verkäufer im Jahr 2007, der sich mit seinem Bauchladen in der Innenstadt für kulinarische Versorgung einsetzen wollte. Vogelkot könnte aufs Grillgut fallen, schilderte der damalige Ordnungsreferent Klaus Kirchner mögliche Komplikationen, die er befürchtete. Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es wirklich zum Lachen. Der „Grillwalker“ kippte das Verbot schließlich mithilfe einer außergerichtlichen Einigung. Anschließend tauchte er dann aber doch nicht in der Stadt auf. Wahrscheinlich hatte er keine Lust mehr.
Und dann war da noch der Obst-Streit auf dem Stadtmarkt im Frühjahr 2007. Dass da zwischen Tomaten und Karotten auch Birnen und Äpfel liegen, stieß dem damaligen Ordnungsreferenten Klaus Kirchner sauer auf. Deshalb setzte er sich für eine strikte Trennung ein – und wollte unter Androhung von Bußgeldern eine Obst- und eine Gemüsegasse einführen. Die Händler wehrten sich, und das Verwaltungsgericht gab ihnen Recht.
Womöglich wird auch das Hupverbot in der Maxstraße ähnlich enden: Dass die Stadt bei Hochzeiten am Ende doch ein Auge zudrückt und die Leute ungestraft hupen lässt, wenn sie sich freuen. Damit es nicht traurig ist, sondern wieder zum Lachen.
Denn, Augsburg ist eine großartige Stadt.
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