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Winterdienst in Augsburg: Die Streugutkiste hat ausgedient

Winterdienst in Augsburg

Die Streugutkiste hat ausgedient

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    In Kürze wird das Angebot für die Bürger verschwunden sein: Oswald Ackermann holte sich gestern noch schnell Splitt aus der Streugutkiste in der St.-Lukas-Straße in der Firnhaberau.
    In Kürze wird das Angebot für die Bürger verschwunden sein: Oswald Ackermann holte sich gestern noch schnell Splitt aus der Streugutkiste in der St.-Lukas-Straße in der Firnhaberau. Foto: Foto: Ruth Plössel

    Noch stehen sie. Gut verteilt im Stadtgebiet. 273 Streugutkisten, aus denen sich die Augsburger bislang in den Wintermonaten kostenlos mit Splitt versorgen konnten. Damit ist Schluss. Die

    Gestern in der St.-Lukas-Straße im Stadtteil Firnhaberau: Hier befindet sich eine der grünen Streugut-Boxen. 200 Meter entfernt steht Gertrud Ney vor ihrem Haus und deutet mit dem Finger auf zwei splittgefüllte Eimer. „Als ich von den Plänen gehört habe, habe ich mir vorsichtshalber noch etwas Splitt geholt“, sagt sie. Ney war vermutlich nicht die einzige, die sich einen Streugutvorrat angelegt hat, um zumindest für die ersten Frostwochen versorgt zu sein. Die Streugut-Box ist jetzt so gut wie leer.

    Die gute alte Methode mit Asche aus dem Kachelofen

    Und das wird sie bleiben. „Für uns in der Firnhaberau ist es nicht so einfach“, klagt sie. „Wir haben keinen Baumarkt in der Nähe und müssen deshalb weit fahren, um Splitt zu kaufen. Und nicht alle haben ein Auto.“ Sie wird wohl im kommenden Winter auf eine traditionelle Streu-Methode zurückgreifen. „Vielleicht werde ich einfach die Asche von meinem Kachelofen auf den Gehweg streuen. Das hat man früher schließlich auch gemacht.“

    Christine Mokosch arbeitet schimpfend in dem kleinen Gärtchen vor ihrem Haus in der Hammerschmiede. Sie findet es ungerecht, dass man den Bürgern den kostenlosen Zugang zum Splitt verwehrt, aber trotzdem auf der Streupflicht besteht. Mitschuld an der Abschaffung sind ihrer Meinung nach Hausmeisterdienste, die sich großzügig an den Kisten bedient hätten. Darin stimmt ihr Ingeborg Boemmel (Firnhaberau) zu: „Für die Anwohner hätten die vorrätigen Mengen ansonsten gereicht.“

    Unangenehme Folgen befürchtet sie vor allem für ältere Mitbürger: „In unserem Viertel wohnen großteils ältere Menschen. Viele können sich keinen Splitt beim Baumarkt holen, weil sie nicht mehr Auto fahren können.“ Neben den Folgen für die Senioren sagt sie auch Konsequenzen für die Umwelt voraus: „Die meisten Leute werden jetzt mit Salz streuen. Das ist viel leichter zu transportieren.“

    Dass die Bürger über die Streichung des Angebots sauer sind, das hat Umweltreferent Rainer Schaal (CSU) nicht anders erwartet. „Ärger wird es geben, doch den muss ich aushalten.“ Sein Referat sei gezwungen, Einsparvorschläge zu machen: „Das habe ich getan.“

    Es geht um jährlich 180000 Euro, die ab 2012 nicht mehr anfallen werden, weil kein kostenloses Streugut bereitgehalten wird. Schaal hat für sein Vorgehen, das bei den Bürgern für Verdruss sorgt, zumindest die politische Rückendeckung. Mehrheitlich gab es die Zustimmung im Ausschuss für den Stadtreinigungsbetrieb. Vertreter von CSU, Pro Augsburg, Grünen und CSM votierten für die Streichung, Gegenstimmen kamen aus Reihen der SPD.

    Referent will eingespartes Geld für Grünpflege verwenden

    Die Debatte fand zuvor im Umweltausschuss statt, in dem es ebenfalls um die Streugutkisten ging. Schaal hat seine Rechnung aufgemacht: Er sagt, mit den eingesparten 180000 Euro im Winterdienst könne er dafür sorgen, dass die Grünpflege in der Stadt nicht noch weiter eingeschränkt werden müsse. Außerdem sei es möglich, zumindest in den nächsten zwei Jahren die Zahl von Spiel- und Bolzplätzen zu reduzieren. Dieser Ansatz wurde ausgebremst. SPD, Grüne und Freie Wähler votierten dagegen.

    Die SPD hält das Aus der Streugutkisten für einen Fehler. „Die Einsparung steht in keinem Verhältnis zu dem Ärger für die Bürger“, sagte Klaus Kirchner. Ingrid Fink (CSU) sieht es anders: „Die Bereitstellung von Splittkisten ist keine Kernaufgabe der Stadt.“ Lieselotte Grose (SPD) berichtete von erbosten Anrufern, die sich bei ihr gemeldet hätten, als das geplante Aus für den kostenlosen Splitt erstmals bekannt wurde: „Die Leute sagen, dass sie dann eben mit Salz streuen werden. Und das kann ja wohl nicht im Sinn der Natur sein, zumal die Salzstreuung nicht erlaubt ist.“

    Schaal geht nicht davon aus, dass die Bürger den Äußerungen Taten folgen lassen: „Es gibt eine rege Überwachung durch die Nachbarn.“ Aussagen, wonach für Bürger die Beschaffung des Splitts mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden ist, weil sie ihn in Baumärkten kaufen müssen, lässt Schaal nicht gelten: „Die allermeisten, die ihren Splitt an den Kisten abholten, kamen mit Auto oder Rad.“

    Nicht unerwähnt blieb in der Aussprache, dass es in der Vergangenheit verstärkt Hausmeisterdienste waren, die sich in nicht haushaltsüblichen Mengen aus den Streukisten bedienten. "Kommentar

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