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Augsburg-Stadt: Die Jungs von „Gift“ rocken nach 40 Jahren wieder

Augsburg-Stadt

Die Jungs von „Gift“ rocken nach 40 Jahren wieder

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    Die Band Gift spielt heute in etwas anderer Besetzung (von links): Dieter Frei, Dieter Atterer, Herbert Heim, Rainer Baur (im oberen Bild der Zweite von links), Mike Buxeder und Uwe Patzke (oben: der Zweite von rechts) mit Joe Webb (Vision 7 Studio).
    Die Band Gift spielt heute in etwas anderer Besetzung (von links): Dieter Frei, Dieter Atterer, Herbert Heim, Rainer Baur (im oberen Bild der Zweite von links), Mike Buxeder und Uwe Patzke (oben: der Zweite von rechts) mit Joe Webb (Vision 7 Studio).

    Es war 1972. Rainer Baur und Helmut Treichel gingen durch die Bahnhofstraße. Sie trugen lange Haare, so wie es sich für einen Rockmusiker zu der Zeit gehörte. Da hielt ein Bus aus Hannover: Klaus Meine und Rudolf Schenker, Sänger und Gitarrist der Scorpions, stiegen aus und fragten, wo man in Augsburg auftreten könne. Mit ihrer Frage waren sie bei den beiden genau richtig. Gerade war das erste Album der

    „Nach einer kurzen Pause von 40 Jahren fangen wir wieder an“, sagt Uwe Patzke, 64, und lacht. Und das Comeback der einst sehr erfolgreichen Augsburger Band kommt wie ein Paukenschlag. Am kommenden Donnerstag sind sie in der ersten von insgesamt sieben Sendungen „Millionärswahl“ von ProSieben und Sat1 dabei. Die Augsburger treten dort mit 48 weiteren Anwärtern in den Wettstreit um eine Million Euro. Dabei müssen sie das Publikum für sich begeistern, damit es anruft und ihre Stimme für sie abgibt. Bislang hat es funktioniert: Bei der Produktionsfirma bewarben sich 26000 Menschen um den Einzug ins Finale. Jeder bekam eine Stimme und musste in einem Wahlgang einen anderen Kandidaten nominieren. So blieben nach einer Woche 4900 Kandidaten, nach einer weiteren Woche 490 und schließlich der finale Kreis von 49 Teilnehmern übrig. „Das Grandhotel Cosmopolis war ebenfalls ein aussichtsreicher Kandidat. Leider haben sie es nicht in die Endrunde geschafft“, sagt

    „Meine Kinder lagen mir immer in den Ohren. Sie meinten, wir sollten es als Band doch noch einmal versuchen“, sagt Patzke. Vergangenen Sommer sprach er diese Idee bei den anderen ehemaligen Band-Mitgliedern, die noch in Augsburg leben, an und stieß auf Interesse. Sie wollten wieder zusammen Musik machen und sie wollten vor allem eines: Sie wollten noch einmal eine gemeinsame Platte aufnehmen. So wie früher.

    16 Jahre war Rainer Baur alt, als sie die Band gründeten. Damals noch unter dem Namen Phallus Dei. Neben dem Gitarristen Baur waren Uwe Patzke (Bass), Helmut Treichel (Gesang) und Mandy Lange (Schlagzeug) anfangs mit von der Partie. Sie hatten sich auf dem Spielplatz kennengelernt, zusammen Musik gemacht. Sie gewannen einen Bandwettbewerb nach dem anderen, gaben ein Konzert nach dem anderen. „Bis ein Musikproduzent auf uns aufmerksam wurde. Da ging plötzlich alles ganz schnell“, sagt Rainer Baur. Die Band änderte ihren Namen und nannte sich Gift. Sie erhielten einen Plattenvertrag und mussten innerhalb von drei Monaten die Songs dafür schreiben und einspielen. „Das war eigentlich kaum zu schaffen, außer wir würden Tag und Nacht proben und spielen“, so Uwe Patzke. Damit sie Tag und Nacht proben konnten, mieteten sie sich in Friedberg ein Haus. Dort erarbeiteten sie 1971 ihr erstes Album „Gift“, 1973 das zweite „Blue Apple“. Helmut Treichel verließ die Band und wurde von Dieter Atterer (Gesang, Gitarre) ersetzt. Gitarrist Nick Woodland stieß dazu, genauso wie Keyboarder Dieter Frei.

    In diesen Jahren wurde die Band durch Fernsehauftritte und unzählige Konzerte in ganz Deutschland bekannt. Unvergessen ist Rainer Baur das Konzert in der Frankfurter Festhalle vor 6000 Zuhörern geblieben, als sie bei einem vom Jugendmagazin Bravo gesponserten Konzert der Krautrock-Szene spielten.

    Unvergessen sind den Bandmitgliedern aber auch ihre Jahre in ihrem Haus in Friedberg geblieben. Insgesamt zweimal übernachteten Bandmitglieder von den Scorpions bei ihnen. „Wir waren als Kommune verschrien. Dabei war das damals alles halb so wild“, sagen sie. 1974 löste sich die Band aber trotz ihres Erfolgs bereits wieder auf.

    „Es hatte sich einfach kein finanzieller Erfolg eingestellt“, so Uwe Patzke. Sie waren jung und wollten Musik machen. Dass sie Verträge unterschrieben, die ihnen letztlich keine Gewinne einbrachten, stellten sie mangels Erfahrung erst nach und nach fest. Weil sie für dieses Problem damals keine Lösung fanden, trennten sich ihre musikalischen Wege. Bis heute.

    Helmut Treichel lebt inzwischen in Kalifornien, Mandy Lange in Spanien. Schlagzeuger Herbert Heim, 43, und Gitarrist Mike Buxeder, 27, haben nun die Band komplettiert. „Sie senken unser Durchschnittsalter“, sagt Uwe Patzke und rechnet aus, dass die Bandmitglieder 382 Lebensjahre zusammenbringen. Heute haben sie eine Lösung für ihr Problem. Denn wenn sie die „Millionärswahl“ gewinnen, haben sie genug Geld, um sich ihren Traum zu verwirklichen und weiter finanzielle Mittel in Nachwuchsbands stecken zu können.

    Ihren Traum wollen sie aber umsetzen – Gewinn hin oder her. Sie wollen es mittels Crowdfunding im Internet finanzieren. Ein neues Lied haben sie bereits im Kasten. Sechs sollen erst einmal werden. „Das Lied klingt gigantisch und fetzt ordentlich“, sagen sie. Bei der Millionärswahl werden sie es kommende Woche vorstellen und wollen es dann online ihren Fans kostenlos zum Download zu Verfügung stellen.

    Die Rockmusiker sind voller Tatendrang. „Ich genieße das jetzt in vollen Zügen. Wir müssen unsere Arbeit von damals vollenden“, sagt Rainer Baur und Uwe Patzke stimmt ein: „Das ist ein unglaubliches Gefühl, was gerade passiert.“

    Die Sendung Millionärswahlmit der Augsburger Rockband Gift wird am Donnerstag, 9. Januar, ab 20.15 Uhr auf ProSieben ausgestrahlt.

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