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Medaillen: Der heilige Ulrich und Luther in Silber und Bronze

Medaillen

Der heilige Ulrich und Luther in Silber und Bronze

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    In Augsburg geprägtes Ulrichskreuz aus dem Jahr 1893. Immens lebendig wirkt die Darstellung der Schlacht auf dem Lechfeld anno 955.
    In Augsburg geprägtes Ulrichskreuz aus dem Jahr 1893. Immens lebendig wirkt die Darstellung der Schlacht auf dem Lechfeld anno 955.

    Ein Augsburger Münzen- und Medaillensammler hat sich auf Prägungen seiner Heimatstadt spezialisiert. Er verfügt nicht nur über eine üppige Sammlung von Geldstücken aus Reichsstadtzeiten, sondern auch von „Denkmünzen“, wie Erinnerungsmedaillen mal hießen. Davon erschien eine Vielzahl im 19. Jahrhundert. Zu diesen zählen die fürs heutige Augsburg-Album ausgewählten religiösen Motive. Sie berichten von je einem evangelischen und einem katholischen Jubelfest: von der 300-Jahr-Feier der Confessio Augustana und vom 900-jährigen Jubiläum der Heiligsprechung von Bischof Ulrich.

    Den Protestanten war die Verlesung der Confessio Augustana, des evangelischen Glaubensbekenntnisses, im Jahre 1530 in der bischöflichen Pfalz am Fronhof oftmaliges Gedenken wert. Weltweit feierten sie alle Jahrhundert-Jubiläen und meist auch die halben Hunderter. Dazu erschienen in Augsburg stets fein gearbeitete Erinnerungsmedaillen. Für die abgebildete Bronzeprägung auf das 300-Jahr-Jubiläum anno 1830 stellte der Augsburger königlich-bayerische Hofgraveur Johann Jakob Neuß (1770-1847) den Ort des Geschehens im Aussehen von 1530 dar. Die extreme Vergrößerung der Medaille mit nur 33 Millimeter Durchmesser lässt die Feinarbeit des exzellenten Medailleurs erkennen. Die Darstellung von Luther und Melanchthon auf der Gegenseite belegt sein hohes Können als Porträtschneider. Dafür wurde er bereits zu Lebzeiten gerühmt.

    Glücklicher Ausgang einer Schlacht

    Auch das von den Evangelischen gefeierte Kinderfriedensfest bildete einen Grund für Prägungen. Eine Besonderheit stellt eine silberne, quadratische „Klippe“ aus dem Jahr 1704 dar. Sie erinnert an ein Ereignis von europäischer Tragweite: das Ende des Spanischen Erbfolgekriegs. Der für Augsburg glückliche Ausgang der Schlacht bei Höchstädt – die französisch-bayerische Besatzung verließ schnellstens die Stadt – führte man auf die Gebete der Kinder am Friedensfest zurück. Deshalb zeigt die Schauseite Kinder und Erwachsene, die auf Zeichen am Himmel weisen.

    Für die Katholiken gab es nicht weniger Anlässe für Gedenkfeiern und Medaillen. Hier dominieren Darstellungen von St. Ulrich und St. Afra. Eine Augsburger Sonderform stellen Ulrichskreuze dar. Frühe Exemplare bargen Archäologen bei Grabungen, bis heute werden sie hergestellt. Kunstvoll gearbeitetes Kampfesgetümmel als Erinnerung an die Abwehr der Ungarn anno 955 schmückt etliche davon. Dass Augsburgs Medailleure zum Ende des 19. Jahrhunderts ihr Handwerk perfekt beherrschten, verdeutlicht das abgebildete Kreuz von 1893 aus der Prägeanstalt C. Drentwett.

    Stand irgendein Ulrichs-Jubiläum oder ein Gedenktag an die Schlacht auf dem Lechfeld an, erschien eine „Denkmünze“ mit der entsprechenden Aufschrift und im jeweiligen Zeitgeschmack. Darüber hinaus gab es reichlich konfessionell bestimmte Anlässe für Medaillenprägungen. Augsburg war schließlich Bischofsstadt. Das jeweilige geistliche Diözesan-Oberhaupt nutzte die Möglichkeit, sein Konterfei durch Medaillen bekannt zu machen.

    Das war nicht nur unter hochadeligen Fürstbischöfen üblich. Auch nach 1806, im Königreich Bayern, wurden Bischofsmedaillen geprägt oder gegossen. Pankratius von Dinkel (1858 bis 1894 Bischof) ist auf Medaillen zur Inthronisation (1858) und zum 25-Jahr-Jubiläum der Bischofsweihe (1883) bildlich verewigt.

    Maximilian von Lingg (geboren am 8. März 1842 in Nesselwang) wurde am 20. Juli 1902 im Hohen Dom zu Augsburg konsekriert und inthronisiert. 1905 ist das Herstellungsjahr eines schweren Bronzegusses von 68 Millimeter Durchmesser mit seinem Bild.

    Standardprogramm der Prägeanstalt

    Augsburg ist für Katholiken auch ein Wallfahrtsort. Einen solchen verließ kaum ein Pilger ohne geweihtes Mitbringsel. Das konnte eine Medaille sein, meist war es ein preiswerter Anhänger. Diese Prägungen fallen unter den Sammelbegriff „Devotionalien“. Sie zählten zum Standardprogramm der Augsburger Prägeanstalt C. Drentwett. Deren Inhaber hatten sich ab 1880 darauf spezialisiert. Sie prägten nicht nur für bayerische Wallfahrtsorte, sondern für halb Europa.

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