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Augsburg: Der Ruf des Klinikums steht auf dem Spiel

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Der Ruf des Klinikums steht auf dem Spiel

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    Das Klinikum Augsburg steht in der Kritik.
    Das Klinikum Augsburg steht in der Kritik. Foto: Anne Wall

    Leben Patienten im Augsburger Klinikum gefährlich? Droht ihnen in der überfüllten Notaufnahme sogar die Gefahr der unterlassenen Hilfeleistung?

    Was über die Verhältnisse in Schwabens einzigem Großkrankenhaus gesagt und geschrieben wird, bleibt für dessen Ruf nicht ohne Folgen. Zu jeder Zeit kann es jeden treffen, in das Haus eingewiesen oder eingeliefert zu werden, das die höchste medizinische Versorgungsstufe in der Region bietet. Die unzumutbaren Verhältnisse in der Zentralen Notaufnahme, der heftige Streit um den Sparkurs des Klinikums, Hilferufe von überlastetem Personal: Das Vertrauen ist erschüttert, viele Menschen sind verunsichert.

    Was läuft falsch im Klinikum?

    Im Wesentlichen gibt es zwei Sichtweisen. Da sind die überwiegend der Ärzteschaft angehörenden Kritiker, die den harten Konsolidierungskurs verantwortlich machen für Arbeitsüberlastung und die Folgen. Sie warnen öffentlichkeitswirksam vor Gefahren für Gesundheit und Leben von Patienten. Die Reizfigur für sie ist Alexander Schmidtke. Er ist der Vorstandsvorsitzende des Klinikums, die Politik hat ihn einst als Kostensanierer geholt.

    Der 49-Jährige drückte die Millionendefizite, die jährlich schon mal zweistellig waren, mit der Maßgabe von Effizienz und Optimierung. Der von ihm eingeleitete Umstrukturierungsprozess soll das Haus fit machen, Finanzkraft schaffen für Investitionen in Fortschritt und Zukunft – und Medizin, Qualität und Wirtschaftlichkeit ins Gleichgewicht bringen. Alles zum Wohl der Patienten natürlich.

    Der Kostenauftrag verursacht Druck aufs Personal und bringt Kritiker auf die Barrikaden. Die Maßnahmen spielten sich auf dem Rücken von Patienten und Personal ab, schimpfen sie. Das Klinikum werde kaputtgespart. Sie bezichtigen die Betreiber, Stadt und Landkreis Augsburg, das Haus mit zu hartem Vorgehen auf gute Zahlen zu trimmen für die Übernahme durch den Freistaat im Jahr 2018.

    Dagegen sehen die Befürworter der Umstrukturierung das größte Problem im Widerstand aus dem ärztlichen Bereich. Sie meinen damit insbesondere Chefärzte und Oberärzte, die nicht mitzögen, Strukturen und Prozesse zu optimieren, Arbeitszeiten und Dienstpläne neu aufzusetzen und die Arbeit besser zu organisieren und dies auch mit den Ärzten gemeinsam im Dialog umzusetzen. Diese Führungsarbeit, die zu Einsparungen in Millionenhöhe beitragen soll, werde ungern angepackt, weil es konfliktbeladen sei, damit unbequem, und weil auch einige Besitzstände und Vorteile in Frage gestellt würden.

    Machtpolitik hinter den Kulissen des Großkrankenhauses

    In Wirklichkeit gehe es also vor allem um Machtpolitik hinter den Kulissen des Großkrankenhauses – auch mit dem Mittel, in der Öffentlichkeit Ängste zu erzeugen und mit dem Argument „Patientenwohl“ dringend nötige Veränderungen zu verhindern. Patienten würden weiterhin gut versorgt und dies bei höchster medizinischer Qualität, heißt es von Klinikumsleitung und verantwortlicher Politik. Das kann man als Bürger im Einzugsbereich des Großkrankenhauses nur hoffen. Es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre.

    Niemand kann bestreiten, dass die Anforderung ans ärztliche Personal und an den Pflegedienst extrem hoch sind. Der vom Gesetzgeber geschaffene Finanzierungsrahmen führt nicht nur in Augsburg dazu, dass tendenziell zu wenig Zeit bleibt für Patienten und die Kosten nicht gedeckt sind. Fatalerweise müssen die Kliniken in ihrer Finanznot versuchen, ihre Einnahmen durch Patientensteigerungen zu erhöhen. Dies bedeutet noch mehr Druck fürs Personal. Ein Teufelskreis. Dass der Ruf des Klinikums auf dem Spiel steht, hat vor allem mit der Notaufnahme zu tun und den Kapazitätsproblemen bei den Intensivbetten.

    Allen Stationen Missstände zu unterstellen, wäre unredlich und ein Schlag ins Gesicht von Ärzten und Pflegekräften, die ihr Bestes geben und Anerkennung dafür verdienen. Mehr als problematisch ist die Situation jedoch in der Zentralen Notaufnahme. Das Klinikum wird dort dem Ansturm der Patienten nicht mehr Herr. Die teilweise chaotischen Verhältnisse schaden dem Ruf des Hauses gewaltig. Dabei hat schätzungsweise ein Drittel der Patienten in der Notaufaufnahme überhaupt nichts verloren, weil die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) und die niedergelassene Ärzteschaft sie eigentlich in Bereitschaftspraxen ambulant versorgen müssten. Die Einrichtung der KVB im Vincentinum reicht nicht aus für diese Aufgabe.

    Gutachten: Zu viele Ärzte im Klinikum

    Es wäre wichtig, eine zweite Praxis in der Nähe der Notaufnahme des Klinikums zu etablieren, um diese zu entlasten für die akuten Fälle, die einen stationären Aufenthalt nötig machen. Derzeit verstopfen Patienten die Notaufnahme, bei denen eine ambulante Versorgung reichen würde. Und viele nehmen lieber den stundenlangen Aufenthalt in den oft hoffnungslos überfüllten Räumen (wo sie nicht abgewiesen werden können) in Kauf, als monatelang auf einen Termin beim Facharzt zu warten. Da stimmt doch etwas nicht in einem System, für das nicht das Klinikum allein verantwortlich ist.

    Dass selbst Patienten mit schweren Beschwerden stundenlang nicht behandelt werden können, ist ein seit Langem bekannter Missstand. Dass dieser im Zusammenspiel von Klinikum und Kassenärztlicher Vereinigung nicht beseitigt wurde, sondern immer schlimmer wird, ist skandalös. Der Notstand in der Notaufnahme, der nichts mit der kostenorientierten Unternehmenspolitik zu tun hat, muss beendet werden.

    Die Zeit der Unruhe endet im Klinikum mit der Lösung dieser drängendsten Aufgabe allerdings nicht. Die politische Vorgabe, keine Defizite zu machen, wird weiter für große Verunsicherung bei den Beschäftigten sorgen. Laut einem aktuellen Gutachten arbeiten 100 Ärzte zu viel im Klinikum – im Vergleich zu anderen Häusern. Dass Mediziner, die sich jetzt schon überlastet fühlen, frustriert sind von solchen Aussagen und Aussichten, ist verständlich. Die Klinikumsleitung betont, Sorgen ernst zu nehmen. Dass überlastete Ärzte von ihr keine Hilfe erwarten und interne Probleme stattdessen nach draußen tragen, muss ihr zu denken geben. "Seite 37

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