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Augsburg: Das Frauenhaus muss Frauen abweisen

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Das Frauenhaus muss Frauen abweisen

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    Frauen fliehen unter anderem vor Gewalt in der Ehe ins Frauenhaus. Doch es fehlen Plätze in Augsburg. Symbolfoto
    Frauen fliehen unter anderem vor Gewalt in der Ehe ins Frauenhaus. Doch es fehlen Plätze in Augsburg. Symbolfoto Foto: Maurizio Gambarini dpa

    Birgit Gaile, Leiterin des Frauenhauses, sagt: „Jedes Jahr müssen die bayerischen Frauenhäuser zahlreiche Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, ablehnen. Wir haben viel zu wenig Personal.“ Die SPD-Abgeordnete Simone Strohmayr hat nun eine Petition mit 3200 Unterschriften, die räumliche und personelle Verbesserungen sowie höhere Zuschüsse für bayerische Frauenhäuser fordert, an den Landtag übergeben. Die Vorsitzende des frauenpolitischen Arbeitskreises kritisiert: „Jedes Frauenhaus bekommt im Durchschnitt nur 25000 Euro staatliche Förderung pro Jahr – eine Summe, die hinten und vorne nicht reicht.“

    Im nächsten Jahr plant das Frauenhaus einen Umzug. Die neue Einrichtung soll unter anderem ausreichend Spiel- und Betreuungsflächen für die Kinder und mehr Schutz bieten. Dem seien am jetzigen Standort Grenzen gesetzt, sagt Gaile.

    Adresse ist ein Geheimnis

    Die künftige Adresse wird ebenso wie die jetzige nicht öffentlich bekannt gemacht. Zu groß ist die Gefahr, dass Männer ihren Frauen und Kindern auflauern. Trotzdem gelang es vor einigen Jahren einem Mann, Frau und Kinder von dort zu entführen und in den Balkan zu verschleppen. Er wollte nach Albanien und konnte erst an der bosnischen Grenze gestoppt werden. Daher forderte die Petition auch mehr Geld für Schutzmaßnahmen.

    2014 lag die Belegungsquote bei 93 Prozent. Laut Gaile bedeutet das, dass das Haus so gut wie immer voll war. Trotzdem wird nicht erweitert. Warum? Die Leiterin erklärt: „Mehr Plätze im neuen Frauenhaus könnten unter zwei Voraussetzungen geschaffen werden: Die Investitionskosten für zusätzliche Plätze müssten finanziert werden können und die Förderrichtlinien des Freistaates zur Frauenhaus-Finanzierung müssten verändert werden.“ Insbesondere müsste der Personalschlüssel (für den Frauen- und Kinderbereich) verbessert werden.

    Es gibt zu wenig Personal

    Denn es gebe generell zu wenig Personal für die Betreuung der Frauen. Zudem sei die Anzahl der Migrantinnen in den Frauenhäusern sehr hoch – in Augsburg 60 Prozent. Dolmetscherinnenkosten und erhöhter Zeitaufwand in der Beratung seien in Personalschlüssel und Finanzierung nicht berücksichtigt. Weiterhin gebe es zu wenig Personal für die Betreuung der Kinder. Hierfür sind allein die Kommunen zuständig. Erschwerend komme hinzu, dass die Kinder oft schwer traumatisiert sind.

    Weil keine Personalstellen für Verwaltung, leitende Aufgaben und Hauswirtschaft vorgesehen sind, gehe dieser Aufwand bei der Beratung verloren. Es gebe kein adäquates Angebot für Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderung. Frauen mit Suchterkrankungen und psychischen Erkrankungen, oft eine Folge der jahrelangen Misshandlungen, können überhaupt nicht aufgenommen werden. Für Frauen mit Söhnen über 14 Jahren fehlen ebenso Betreuungsmöglichkeiten.

    Hohes Risiko

    Außerdem tut sich die Einrichtung schwer, die Unterkunftskosten von den Behörden zu bekommen. Die Antragstellung auf Hartz IV sei sehr umständlich und dauere lange. Viele Frauen (zum Beispiel EU-Bürgerinnen und Studentinnen) haben darauf gar keinen Anspruch. Anderen fehlen aufgrund ihrer Flucht die nötigen Unterlagen. Birgit Gaile: „Das ist ein hohes Risiko für den Träger.“

    Kontakt Das Frauenhaus bietet Hilfe bei Ämter-Angelegenheiten, Gespräche zur Verarbeitung der Gewalterfahrungen, eine vorübergehende Wohnmöglichkeit und Kinderbetreuung. Es ist zu erreichen unter 0821/2290099.

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