Die Baustelle im Textilviertel ist Teil des den neuen Stadtviertels, das auf dem AKS-Areal entsteht. In die denkmalgeschützten Shed-Hallen sollen zwei Supermärkte einziehen, der Rohbau für eine Bürogebäude daneben steht bereits. Rumänische Arbeiter haben seit Herbst vorigen Jahres hier gearbeitet, erzählen sie – und auch gewohnt. Sie leben in einfachen Containern direkt auf der Baustelle.
Mehrere Arbeiter kommen nach draußen, als sie erfahren, dass Journalisten anwesend sind. Einer der Männer sagt: „Wir haben gearbeitet, jetzt wollen wir auch unser Geld“. Er müsse zuhause in Rumänien eine Familie versorgen. Mehr als 4000 Euro müsste er bekommen, sagt der Mann.
Die Männer dürfen nicht mehr arbeiten
In der vorigen Woche haben die Bauarbeiter bereits wegen des fehlenden Lohnes eine Demonstration abgehalten. Sie malten Schilder mit Aufschriften wie „Wir haben Hunger“ oder „Erbaut auf Ausbeutung“ und stellten sich vor der Baustelle auf. Die Arbeiter sind bei einem rumänischen Subunternehmer beschäftigt. Sie kündigten an, erst wieder arbeiten zu wollen, wenn das Geld da ist. Inzwischen dürfen sie aber gar nicht mehr arbeiten. Der Bauherr hat ihrer Firma gekündigt.
Die Arbeiter allerdings, das sagen sie am Montag, wollen trotzdem in ihren Unterkünften auf dem Areal bleiben. So lange, bis sie ausbezahlt werden. Der Bauherr, ein Immobilienunternehmer mit Geschäftsadresse in München, sieht sich zu Unrecht in schlechtes Licht gerückt. Er hat ein Augsburger Bauunternehmen beauftragt, das wiederum mit einem rumänischen Subunternehmer zusammenarbeitet. Gegenüber dem Fernsehsender a.tv sagte der Bauherr, er habe alle fälligen Rechnungen bezahlt – über 100.000 Euro seien von ihm überwiesen worden. Er könne das anhand von Unterlagen belegen. Inzwischen sind Anwälte eingeschaltet. Heute will der Unternehmer eine Pressemitteilung veröffentlichen.
Hat der Subunternehmer das Geld?
Ist das Geld bei dem rumänischen Subunternehmen versickert? Angeblich ermittelt der Zoll in diese Richtung. Zu dem Verfahren gibt es vom Augsburger Hauptzollamt allerdings keine Auskunft. Der Chef des Subunternehmens bestreitet, dass bei ihm das Geld verschwunden ist. Er habe keinen Cent gesehen, sagt er. Er bezahle derzeit das Essen für die Arbeiter aus der eigenen Tasche.
Und nun drohe seinen Leute sogar der Rausschmiss von der Baustelle. Vorläufig plant der Bauherr das aber nicht. Die Arbeiter würden in den Wohncontainern noch toleriert, heißt es. Ein Sicherheitsdienst achtet aber darauf, dass sie nicht arbeiten. Angeblich fühlt sich der Bauherr von den rumänischen Arbeitern sogar bedroht. Die Rede ist davon, ein Teil der Gruppe habe sich mit Knüppeln bewaffnet und Arbeiter anderer Firmen bedroht.
Es ist eine undurchsichtige Situation. Und es ist längst nicht der erste Fall, in dem Arbeiter aus dem Ausland sagen, sie seien nicht bezahlt worden. In München gab es in den letzten Wochen mehrere Fälle, in denen Arbeiter klagten, sie hätten monatelang geschuftet und bekämen kein Geld dafür. Auch dort bestritten die Bauherren, dafür verantwortlich zu sein.
Der Verdacht ist ebenfalls, dass Geld bei Subunternehmen versickert ist. Die Gewerkschaft IG Bau sieht aber auch in solchen Fällen die Bauherren in der Pflicht. Sie sollten darauf achten, dass die beauftragten Subunternehmer zuverlässig sind, sagt Gundi Tillmann, Regionalleiterin der IG Bau in Bayern. Am Ende seien es nämlich immer die einfachen Arbeiter, die alles ausbaden müssten.