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JVA Gablingen: Wie im neuen Gefängnis Weihnachten gefeiert wird

JVA Gablingen

Wie im neuen Gefängnis Weihnachten gefeiert wird

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    Den Christbaum im neuen Gablinger Gefängnis hat der Häftling Andreas F. bereits geschmückt.
    Den Christbaum im neuen Gablinger Gefängnis hat der Häftling Andreas F. bereits geschmückt. Foto: Marcus Merk

    Ein bisschen ist es jetzt so wie Zuhause. Aber eben nur ein bisschen. Andreas F.* nimmt die Christbaumkugeln und heftet sie nacheinander an den Christbaum. „Sonst habe ich das immer zusammen mit der Familie gemacht“, sagt der wegen Drogenbesitz verurteilte Häftling. Heuer ist er alleine, zum ersten Mal: Im Herbst hat er seine Haftstrafe angetreten, Mitte März kommt er aus der Justizvollzugsanstalt Gablingen frei. Zwischendurch kommt die goldene Spitze des Baumes dran. Als F. sie befestigt, reicht sie bis fast an die Decke. Das ist kein Zufall: Alles hier ist exakt ausgemessen, auch der Baum. Zusammen mit der Spitze reicht er bis fast an die Decke. In den kommenden Wochen wird die Tanne eines der vier Haftgebäude in dem neuen Gefängnis zieren. In jedem der V-förmigen Bereiche wird während der Festtage ein Christbaum stehen.

    Für das Schmücken ist jeweils der als Hausarbeiter eingeteilte Sträfling zuständig. Den Baumschmuck hat die Hausverwaltung des Gefängnisses besorgt – eine Ausnahme, sagt die Leiterin des Gefängnisses, Zoraida Maldonado de Landauer: „In den vorherigen Jahren haben die Häftlinge zusammen mit einer Lehrerin den Schmuck selbst gebastelt, da waren teilweise richtig anspruchsvolle Dinge dabei.“ In diesem Jahr fällt das jedoch flach: Wegen des noch laufenden Umzugs von Augsburg nach Gablingen war dafür in diesem Jahr keine Zeit.

    Bischof Zdarsa feiert mit Straftätern eine Weihnachtsmesse

    Dennoch sollen die Häftlinge ein wenig von der weihnachtlichen Stimmung bemerken. Am zweiten Weihnachtsfeiertag zum Beispiel wird der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa mit den Straftätern eine Weihnachtsmesse feiern. Zuvor war der jeweilige Bischof von Augsburg immer in der Karmelitengasse, um dort die Weihnachtsmesse mit den Straftätern zu feiern. Ob in dieser besonderen Zeit des Jahres auch im Knast eine andere Stimmung herrscht? Einer der Justizvollzugsbeamten glaubt das eher nicht. „Jedenfalls zeigen sie das nicht. Sie wollen nicht, dass man in sie reinsehen kann.“

    Ganz konkrete Auswirkungen auf die derzeit knapp 80 Bewohner der neuen JVA wird das Weihnachtsfest aber in einem Fall haben: bei der Speisekarte. Am 24. Dezember gibt es zu Mittag ein klassisches Weihnachtsmenü: Bratwurst, Sauerkraut und Salzkartoffeln. Am ersten Weihnachtsfeiertag steht gefüllter Schweinebraten mit Knödel und Blaukraut auf der Speisekarte. Angeordnet hat das die Chefin des Gefängnisses selbst: „Zu Weihnachten gehört einfach ein Braten“, sagt Maldonado de Landauer. Am Tag darauf gibt es Hähnchen mit Kartoffelsalat, zu Silvester Wurstgulasch. Luxus sieht zwar anders aus, dennoch ist die Menükarte etwas Besonderes.

    Weihnachtsgeschenke dürfen die Häftlinge nicht annehmen – zu groß ist die Gefahr, dass sich irgendwo ein unerlaubter Gegenstand einschmuggeln könnte. Über andere Wünsche der Insassen entscheidet die Leitung der JVA erst noch. Einige Häftlinge haben Anträge eingereicht, um an den Feiertagen Freigang zu bekommen – darunter auch Andreas F. Ob sie ihre Freunde und Verwandten aber besuchen dürfen, entscheidet eine Kommission. Stefan Loh, der stellvertretende Leiter in Gablingen, erklärt: „Ein Gremium aus Angestellten und Mitarbeitern der JVA setzt sich deswegen zusammen und berät darüber.“

    Andreas F. ist fest davon überzeugt: Es ist das einzige Weihnachten, das er fernab seiner Familie feiern wird. „Normalerweise waren wir zuerst bei meiner Mutter, dann bei meiner Oma. Weihnachten ist bei uns ein Familienfest.“ Im nächsten Jahr soll wieder die Familie zusammen sein. * Namen geändert

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