Nicht einmal eine halbe Stunde dauerte das schwere Unwetter, das in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag über das nördliche Schwaben hinweg zog. Aber es war umso heftiger. Das schwere Gewitter hinterließ laut Polizei eine Schneise der Verwüstung in einem Bereich von etwa 10 Kilometern im Norden von Augsburg. Es war ein Tornado, der zwischen 22.30 und 23 Uhr durch Stettenhofen (Landkreis Augsburg) und Affing (Landkreis Aichach-Friedberg) fegte. Laut einem Wetterexperten muss der Tornado mit einer Geschwindigkeit von 200 bis 250 Stundenkilometern gewütet haben. Mehr dazu lesen Sie hier.
Sturm deckt komplettes Dach ab
In Stettenhofen wurden etwa sechs Häuser derart beschädigt, dass sie zum Teil unbewohnbar wurden. Besonders betroffen war ein größerer Wohnblock in der Straße „Am Breitenbach“. Hier deckte der Tornado das komplette Dach ab und drückte es zum Teil gegen die Außenmauern, die dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Die 50 Bewohner des Anwesens mussten ihre Wohnungen verlassen. Sie kamen hauptsächlich bei Angehörigen unter. 19 Menschen wurden nach einem kurzen Aufenthalt im Pfarrheim durch den ACO (Augusta Club Ordnungsdienst) in der Jugendherberge Augsburg untergebracht. Das gesamte Gebäude ist nach Angaben der Polizei einsturzgefährdet und nicht mehr bewohnbar. Es wurde niemand verletzt.
In Stettenhofen waren bis etwa 3 Uhr 110 Rettungskräfte der umliegenden Freiwilligen Feuerwehren und des Technischen Hilfswerks eingesetzt. Weitere 40 Hilfskräfte kümmerten sich um Versorgung und Verpflegung. Die Aufräumarbeiten wurden bei Tagesanbruch fortgeführt.
Gebenhofen ohne Strom - acht Verletzte
Der zweite Schwerpunkt der Verwüstungen lag bei Affing und dem Ortsteil Gebenhofen. Hier wurden etwa 20 bis 30 Häuser, zumeist Einfamilienhäuser, durch den Tornado stark beschädigt. Zum Teil wurden Dächer komplett mit Dachstuhl abgedeckt und Ziegelmauern eingedrückt. Mehrere Häuser sind nicht mehr bewohnbar und mussten geräumt werden. Ein Großteil der Bewohner kam in der Nacht ebenfalls bei Verwandten unter, 19 Bewohner sind derzeit in der Schulturnhalle Affing untergebracht. Hier wurde auch die Betreuungsstelle eingerichtet.
Durch den Sturm und die Beschädigung an den Häusern wurden insgesamt sieben Menschen leicht verletzt. Im Bereich Affing/Gebenhofen waren in der Nacht etwa 140 Rettungskräfte der umliegenden Feuerwehren eingesetzt. Der gesamte Ort ist derzeit ohne Strom. Am Tag danach verletzte sich ein weiterer Mensch, als er bei Dachdecker-Arbeiten in Affing von einem Dach stürzte.
Bei einer Pressekonferenz des Landratsamtes Aichach-Friedberg am Donnerstagmittag wurde das Ausmaß der Katastrophe bekannt. Insgesamt wurden 178 Gebäude im Kreis Aichach-Friedberg beschädigt. 33 Häuser sind vom Einsturz gefährdet, 12 Häuser sind unbewohnbar. Aktuelle Infos lesen Sie in unserem Newsblog.
Unterricht an Realschule in Aichach fällt am Freitag aus
Etwas abgeschwächt, aber dennoch mit erheblichen Schäden verbunden, zog der Sturm Richtung Aichach weiter. Hier wurde beispielsweise das Dach der Realschule abgedeckt, an etlichen Häusern lösten sich Dachziegel und fielen zum Teil auf geparkte Fahrzeuge. Eine Vielzahl umgestürzter Bäume mussten von den Feuerwehren zersägt werden, um die Straßen wieder befahrbar zu machen. Wie das Landratsamt Aichach-Friedberg mitteilt, fällt wegen der Sturmschäden am Freitag der Unterricht an der Wittelsbacher Realschule in Aichach aus.
Hierhin können sich Betroffene wenden
Im Landratsamt wird eine Liste von Firmen erstellt, die Betroffene auch am heutigen Feiertag zur Schadensbewältigung beauftragen können. Die Liste ist in Kürze auf der Internetseite des Landratsamtes (www.lra-aic-fdb.de) abrufbar. Außerdem ist im Landratsamt ein Bürgertelefon eingerichtet, Tel. 08251/92444.
Eine Bilanz über die insgesamte Schadenssumme kann, wie die Polizei berichtet, derzeit noch nicht erstellt werden. ina