Was ist eine Mietkaution? Welche Verpackungen gehören in den Gelben Sack? Was steht in einer Hausordnung? Diese Fragen stellen für viele Asylbewerber mit Bleiberecht, die auf dem freien Wohnungsmarkt eine Unterkunft suchen, eine Herausforderung dar. Und merkt ein Vermieter, dass der Bewerber um eine Wohnung nicht weiß, welche Pflichten er als Mieter hat, wird er seine Immobilie wahrscheinlich an jemand anderen vergeben.
Um Flüchtlinge aber auch einheimische Wohnungssuchende mit Bedarf fit für die eigene Wohnung zu machen, haben die ehrenamtlichen Helfer Susanne Kern und Uwe Krüger ein Schulungskonzept zur Mieterqualifizierung entwickelt. In Neusäß haben zehn Teilnehmer dieses wöchentlichen Kurses gelernt, was die Abkürzungen in Wohnungsanzeigen bedeuten, wie man sich beim Vermieter bewirbt und wie man als verlässlicher Mieter die Wohnung auch dauerhaft behält. „Wir haben im Rollenspiel das Telefonat mit dem Vermieter geübt“, erzählt Susanne Kern. Denn das Telefonieren auf Deutsch sei für Ausländer besonders schwer. „Aber sie verstehen, dass es ihre Chancen erhöht, wenn sie bereits beim ersten Kontakt einen guten Eindruck machen und etwas über sich erzählen können.“
Behandelt werden auch die Themen Ordnung, Mülltrennung, Lüften/Heizen und Ruhezeiten. Am Ende des Kurses gibt es nach bestandener Prüfung ein Zertifikat, das auch potenziellen Vermietern zeigt, dass der Asylbewerber weiß, wie er sich zu verhalten hat. „Wir haben als ehrenamtliche Helfer oft von Vermietern gehört, woran es letztlich scheitert, dass die Flüchtlinge die Wohnung nicht kriegen“, sagt Susanne Kern. „Und dass die Bereitschaft zu vermieten da wäre, wenn die Mieter geschult wären.“
Den Trainerleitfaden und das Konzept zur Mieterqualifizierung stellten die Neusässer Helfer auch im Kreistag vor. Landrat Martin Sailer versicherte, ein Schreiben an die Bürgermeister des Landkreises zu richten. „Wichtig ist es, das Konzept bekanntzumachen. Auch auf die Helferkreise muss zugegangen werden.“ Den Beirat für Soziales und Seniorenfragen beschäftigte, wie erfolgreich das persönliche Telefonat des Flüchtlings und ein mögliches Vorstellen beim Vermieter sei. Ohne die Schulung habe sich aus bis zu 60 Telefonaten mit Glück ein Besichtigungstermin ergeben, erklärte Helfer Krüger. Nach der Schulung sei die Quote mit einem Termin aus fünf Anrufen deutlich besser. „Es geht darum, mit den Vermietern eine persönliche Beziehung aufzubauen. Diese Erkenntnis hat sich aus den Erfahrungen in den vergangenen Monaten ergeben.“
„Die Kursteilnehmer sind sehr motiviert und eifrig“, berichtet Susanne Kern. Mit Stolz nahmen die ersten ihr Zertifikat in Empfang. Die Schulung sei aber auch für andere Menschen hilfreich, etwa Haftentlassene. Die Schulungsunterlagen und -materialien können auf USB-Stick angefordert werden. Das Schulungsheft kostet zehn Euro, die Trainerunterlagen 25 Euro. „Anhand des Trainerleitfadens können alle Ehrenamtlichen diese Schulung abhalten“, sagt Krüger. Ausgelegt sei der Kurs auf fünf Tage mit jeweils zwei Stunden. Auf 48 Seiten werden die wichtigsten Themen in Bildern schrittweise erklärt. Das Wissen wird dann abgefragt. „Schließlich geht es darum, die Themen nicht nur zu hören, sondern diese zu lernen.“
Wer Unterlagen für den Kurs anfordern will, kann dies per Mail an die Adresse mieterqualifizierung@gmx.de tun.