Energiedialog in München enttäuscht
Wenig Zeit für die Fragen. Bürgerinitiative Megatrasse-VG-Nordendorf hat den Eindruck gewonnen: „Das Thema Stromtrasse ist noch lange nicht vom Tisch“
Erneut enttäuschend fanden die Vertreter der Bürgerinitiative Megatrasse-VG-Nordendorf den „Energiedialog“, zu dem Ministerin Ilse Aigner nach München eingeladen hatte. Es war das zweite Treffen, zu dem Stromtrassengegner und Windkraftgegner und -befürworter mit Vertretern des Wirtschaftsministeriums zusammenkamen, dieses Mal an einem Samstagnachmittag, sodass die Bürgerinnen und Bürger nicht extra Urlaub nehmen mussten. Anita Dieminger, Sprecherin der Bürgerinitiative Megatrasse-VG-Nordendorf, bedauert in einer Pressemitteilung, dass auch bei diesem Energiedialog wie beim ersten Mal wieder wenig Zeit gewesen sei, um Fragen der Gegner der Mega-Stromtrassen zu beantworten, weil man zuerst die Windkraft behandelt habe.
Fast alle Redner seien sich bei dem Energiedialog einig gewesen, dass dem Thema Stromspeicher eine zentrale Rolle zukomme. Doch auch hier seien die Meinungen weit auseinandergegangen, von der Annahme, dass es unter den jetzigen Bedingungen nicht möglich sei, bis 2023 geeignete Speicher marktfähig auszubauen, bis zur Aussage eines Fachmanns, dass die Anwendung „Power to Gas“ in drei bis fünf Jahren marktreif sei.
„Müssen wir das Rad erst neu erfinden?“
Immer wieder sei auch vonseiten der Regierung der finanzielle Aspekt angesprochen worden, besonders in Bezug auf die Rentabilität von Gaskraftwerken. Sie selbst, so Dieminger, habe dann darauf hingewiesen, dass man über diesen Punkt gar nicht mehr diskutieren müsse, wenn die Gaskraftwerke genauso subventioniert würden wie Atom-und Kohlekraftwerke. Doch die Regierungsvertreter hätten entgegnet, dies sei aus Sicht des EU-Rechts nicht möglich, da es sich um eine Förderung von fossilen Brennstoffen handeln würde.
Auch eine Kombination von Gaskraftwerken und Power to Gas sei nicht möglich, da dies keine subventionierbare neue Technologie sei. Dazu merkt die Sprecherin der Bürgerinitiative in ihrer Pressemitteilung an: „Wir sind die Melkkuh der EU und müssen jetzt das Rad erst neu erfinden, um eine CO2-freundlichere Technologie fördern zu können?“
Als störend haben die Vertreter der Bürgerinitiative auch empfunden, dass man ständig auf den Wirkungsgraden der erneuerbaren Energien „herumgetrampelt“ sei. Dabei, so die BI, liege auch der Wirkungsgrad eines Atomkraftwerkes wie Gundremmingen nur bei 35 Prozent, der von beispielsweise Power to Gas derzeit bei 40 Prozent.
Hohe versteckte Kosten bei Kohle und Atom
Insgesamt, so die BI in ihrer Pressemitteilung, habe man in München den Eindruck gewonnen, dass das Thema Stromtrasse noch lange nicht vom Tisch sei und dass man in Sachen Energiewende nicht wirklich weiterkomme. Weiter verweist die Bürgerinitiative in ihrer Pressemitteilung auf eine Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Greenpeace Energy. Die Studie sei zum Ergebnis gekommen, dass konventionelle Energieträger wie Kohle und Atom 2015 eine finanzielle Mehrbelastung von voraussichtlich elf Cent pro Kilowattstunde verursachten, wenn die versteckten Kosten auf den Strompreis umgelegt würden. Damit würde die „Konventionelle-Energien-Umlage“ den Verbraucher doppelt so viel kosten wie die Umlage für erneuerbare Energien, ohne dass er dies auf der Stromrechnung erkennen könne. Während pro Jahr knapp 20 Milliarden Euro per Erneuerbare-Energien-Gesetz in den Ausbau erneuerbarer Energien flössen, beliefen sich laut Studie die versteckten Zusatzkosten für konventionelle Energieträger 2014 und 2015 auf jeweils rund 40 Milliarden Euro.
Erneuerbare Energien seien unterm Strich also nicht nur sauberer, sondern auch günstiger als Kohle und Atom. (AL, mst)
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