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Musik: „Am Grubet ist es so, als wäre man in der Familie“

Musik

„Am Grubet ist es so, als wäre man in der Familie“

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    Josh Stadlmaier, 37, organisiert das Festival nicht nur, sondern tritt dort mit seiner Band Sensational Skydrunk Heartbeat Orchestra auch auf.
    Josh Stadlmaier, 37, organisiert das Festival nicht nur, sondern tritt dort mit seiner Band Sensational Skydrunk Heartbeat Orchestra auch auf. Foto: Andreas Schmidt

    Im Mai startete der Vorverkauf, im Juni waren alle Karten bereits weg. Heute startet das zweitägige Stereowald-Festival in Aichach endlich. Als Headliner stehen die Bands The Notwist und Wanda auf der Bühne. Organisiert wird das Festival von den Grubetfreunden und weiteren Helfern. Josh Stadlmaier ist einer von ihnen. Er spricht im Interview über das kleine Festival, das groß ankommt.

    Die erste Ausgabe von Stereowald im vergangenen Jahr war ein voller Erfolg – insgesamt 3000 Besucher kamen, es war ausverkauft. Hatten Sie damals damit gerechnet?

    Josh Stadlmaier: Nein, überhaupt nicht. Wir hatten natürlich ein Kapazitätsmaximum des Geländes mit dem Ordnungsamt abgeklärt: Theoretisch können wir 1500 Gäste pro Tag empfangen. Aber wenn man so etwas solide plant, dann natürlich so, dass man auch mit deutlich weniger Besuchern zahlenmäßig klarkommt. Wenn man das zum ersten Mal macht, muss man ja mit Essen und anderem, das man einkauft, ein wenig konservativ kalkulieren. Man will ja nicht so viele Dinge wegschmeißen.

    Das bedeutet, Sie mussten kurzfristig ganz schön viel nachordern?

    Stadlmaier: Ja, und das ist noch positiv ausgedrückt. Am Freitagabend war eigentlich schon alles aus, was wir für das komplette Wochenende gekauft hatten. Sowohl die Verpflegung im Backstage-Bereich als auch die draußen an den Ständen. Die hatten nicht mal mehr etwas im Lager. Bis zum Klopapier war einfach alles aus. Und so wurde schon morgens früh um 3 Uhr beim Bäcker des Vertrauens angerufen: „Guten Morgen, wir haben jetzt eine neue Situation. Du musst so und so viele tausend Semmeln mehr herschaffen.“ Und weil wir auf lokale Strukturen bauen, war das besonders schwierig. Der kleine Bäcker kann ja nicht einfach so diese Stückzahlen heraushauen. Aber es hat irgendwie geklappt, das war Wahnsinn. Positiver Wahnsinn.

    Haben Sie das Festival dieses Mal ausgeweitet?

    Stadlmaier: Wir haben an beiden Veranstaltungstagen um 300 Personen aufgestockt. Theoretisch hätte man vielleicht noch ein paar mehr unterbringen können. Aber das würde das Flair des Geländes verändern, den Charakter der Veranstaltung.

    Inwiefern?

    Stadlmaier: Wir sind jetzt bei einer Größe angelangt – inklusive der Helfer werden 2000 Leute pro Tag am Gelände sein –, bei der wir die komplette Struktur noch selber kontrollieren und bestimmen können. Ich kann zum Beispiel mit den drei lokalen Brauereien zusammenarbeiten, mit Berabecka Boandlbräu, Canada und Hinterhof Bräu. Das sind hier in Aichach ansässige Ein-Mann-Betriebe. Die können eine gewisse Menge an Bier produzieren. Wenn ich aber über diese Menge hinausgehe, die die zu dritt stemmen können, dann muss ich eine große Brauerei mit ins Boot holen. Und das entspricht nicht dem regionalen Gedanken, mit dem wir arbeiten. Das gleiche gilt für die Essensstände.

    Was macht für Sie – neben der Regionalität – sonst noch das Festival aus?

    Stadlmaier: Die freiwilligen Helfer, denn sie arbeiten mit Liebe zur Veranstaltung. Die nehmen sich ein bis zwei Wochen unentgeltlich Urlaub für das Festival. Wenn die Ihnen ein Radler verkaufen, dann ist das fast ein Liebesradler. Ihnen wird da oben am Grubet mit einem anderen Gefühl begegnet. Das ist fast so, als wäre man in der Familie. Und auch das würde nicht mehr funktionieren, wenn ich alles mal zwei nehmen muss.

    Finden Sie es dann überhaupt gut, dass mittlerweile solch ein Hype um das Stereowald entstanden ist und so viele Medien darüber berichten? Oder ist das zuviel?

    Stadlmaier: Man steht in einem Spannungsverhältnis. Denn wer würde sich nicht geschmeichelt fühlen, wenn so viele Medien, selbst Musikzeitschriften, berichten? Die Zahl der Akkreditierungen liegt weit über dem, was für so eine kleine Veranstaltung angemessen wäre. Wir bekommen viel Wertschätzung und freuen uns darüber. Das ist positiv. Gleichzeitig wollen wir uns aber nicht übernehmen und können das Festival eben nicht erweitern. Deshalb wollen wir auch klar darauf hinweisen: Leute ohne Ticket lassen wir aus Sicherheitsgründen nicht hoch zum Gelände. Das Festival ist restlos ausverkauft, es gibt keine Tageskarten, keine Abendkasse.

    Sie sind auch Sänger des Sensational Skydrunk Heartbeat Orchestra und werden beim Stereowald auftreten. Ist das nicht eine doppelte Herausforderung?

    Stadlmaier: Ja, aber nur die drei Stunden vor dem Konzert. In der Zeit wird die Doppelrolle richtig spürbar. Normalerweise würde ich mich einfach entspannen. Doch ich habe Verantwortung, die kann ich nicht abgeben. Da kommt die eine oder andere Frage, und die muss entschieden werden. Dann aber auf dem eigenen Festival vor 2000 Leuten zu stehen und seine eigenen Songs zu singen – das ist eine große Belohnung.

    Interview: Claudia Hamburger

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